Ein Beitrag von Hilde Stockmann
In der Gemeinde Koserow (vor 1904 Coserow) wurde der Lehrer Carl Heinrich Ferdinand KOCH 1876 durch die ausführliche Beschreibung des Seebades Coserow, seiner Natur und Umgebung sehr bekannt.
In Ahlbeck wird ein Lehrer und Kantor Johann KOCH verehrt. Sind diese verwandt? Das habe ich mich schon oft gefragt. In der Literatur habe ich keinen Hinweis gefunden und eine Anfrage an die Kirchengemeinde Ahlbeck blieb unbeantwortet.
So suchten wir, Bärbel Kehr und ich vom Greif, in den Kirchenbüchern und Urkunden und haben den Zusammenhang klären können.
Das Leben und Schaffen des Koserower Lehrers und Heimatschriftstellers wurde vom Koserower Dr. Franz Jeschek schon ausführlich erforscht.
Der fleißige Schreiber in Koserow: Lehrer Carl Heinrich Ferdinand KOCH (später nannte er sich nur noch Carl) wurde am 19.10.1836 in Coserow im Schulhaus geboren und ist am 24.09.1919 unverheiratet in Coserow verstorben.
Sein Vater war Lehrer und Kantor in Coserow: Carl Friedrich KOCH, geboren 20.04.1804 in Stolpe auf Usedom und gestorben 07.08.1854 in Coserow.
Seine Mutter: Ida Louise Elisabeth HEESE (HAESE), geboren 06.08.1803 in Zirchow gestorben 18.01.1866 in Coserow, stammt aus einer Zirchower Lehrer- und Küsterfamilie. Aus dieser Ehe stammen 7 Kinder.
Sein Großvater war Friedrich Wilhelm KOCH, Küster und Lehrer zu Stolpe auf Usedom, geboren 1780, gestorben 12.01.1858 in Stolpe. Dessen Ehefrau Maria Dorothea SCHRÖDER geboren 22.01.1775 starb im Kindbett 02.10.1815 in Stolpe.
So heiratete 27.01.1816 in Stolpe sein Großvater Friedrich Wilhelm KOCH in zweiter Ehe Charlotta Dorothea MÖHRS.geboren 1790 gestorben 14.02.1849 in Stolpe. Aus dieser Ehe stammt der Ahlbecker Lehrer und Kantor Johann Christian KOCH, geboren am 08.08.1818 in Stolpe auf Usedom und gestorben am 01.06.1894 in Ahlbeck.
Der Ahlbecker KOCH ist somit der jüngere Halbbruder des Koserower Lehrers und Kantors Carl Friedrich KOCH geb.20.04.1804 in Stolpe und gestorben 07.08.1854 in Coserow.
Und somit ist der Ahlbecker Lehrer und Kantor Johann KOCH der Onkel vom Koserower Lehrer und „Schriftsteller“ Carl KOCH.
Der Urgroßvater vom Coserower „Schriftsteller“ Jacob Philipp KOCH war 1759 in Bargischow geboren und ist in am 14.12.1841 in Stolpe gestorben. Ob er in Stolpe tätig war ist nicht bekannt.
Bargischow ist eine Gemeinde bei Anklam und sie wird heute vom Amt Anklam-Land verwaltet. Leider konnten wir noch nicht erkunden, ob er auch Lehrer und Kantor war. Es gibt in Bargischow eine Feldsteinkirche aus dem 13.Jahrhundert.
Noch 1836 zur Taufe des „Schriftstellers“, kam nach Koserow aus Bargischow ein Pate, namens Johann KOCH (Superintendent). Leider wissen wir nicht den Verwandtschaftsgrad.
Aus dem Leben des Koserower Lehrers und „Schriftstellers“
Carl Koch geb. 19.10.1836 in Coserow
Den ersten Unterricht erhielt er in der Schule Coserow bei seinem Vater.
In Stettin besuchte er das Lehrerseminar und begann 1858 in Swinemünde mit der Unterrichtung der Schüler. Ab 1861 unterrichtete er in Ückeritz.
Aus dem Koserower Kirchenbuch:
„1861 – 10. März Lehrer Carl Heinrich Ferdinand KOCH wird in die Schule Ückeritz eingeführt geb. 19.10.1836 in Coserow, Sohn des 1854 verstorbenen Küsters KOCH.“
Durch ein Kehlkopfleiden musste er 1863 den Unterricht aufgeben. Er arbeitete als Hauslehrer z.B. 1872 in Jargenow bei Greifswald. Auch auf der Insel Greifswalder Oie wird ein Hauslehrer KOCH erwähnt.
Er widmete sich dann regionalhistorischen und pädagogischen Studien:
Seine ersten Schriften von 1863 beschäftigen sich mit preußischen Gedenktagen:
Schulfeier zum Geburtstage Wilhelm I. (22.03.),
Gedenkfeier zum 50. Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig (18.10.1863)
1864 das Buch „Das Seebad Coserow“, das 1867 in Berlin veröffentlicht wurde, hat 268 Seiten und eine von ihm entworfene Karte der Insel Usedom mit genauen Angaben, die auch den Coserower Badeprospekten beigefügt wurde.
Ab 1865 schreibt er Beiträge für das Pommersche Schulblatt (Ducherow).
1869 „Düne und Meer“ – Eine Federzeichnung aus dem Seebade Coserow auf Usedom
1871 „Das Ostseebad Zinnowitz – Bilder aus dem Natur- und Volksleben“, 2013 Nachdruck vom Zinnowitzer Verein.
1873 erscheint das Werk „Strand und See – Naturansichten und Lebensbilder aus dem Seebade und Fischerdorfe Ahlbeck auf Usedom und dessen Umgebung“
So kann man vermuten, dass der Schriftsteller sich bei seinem Onkel in Ahlbeck öfter aufgehalten hat und sich dabei über den Ort informierte.
1873 „Zwei Schreckenstage – Nachrichten über die schwere Sturmflut an der deutschen Ostseeküste am 12. und 13. November 1872, sowie über die den Geschädigten gewordene Hilfeleistung“
Diese Sturmflut hatte er erlebt.
1881 Deutsche Schulfibel in zwei Teilen – in Leipzig herausgegeben. Sie war mit Bildern namhafter Künstler versehen wurde in mindestens 5 Auflagen, besonders in Sachsen benutzt.
Nach 1900 „Strandperlen“ Gedichtsammlung
1905 „Vineta, die von Meereswellen verschlungene Wendenstadt in Prosa und Poesie“. Mit Illustrationen des Marinemalers Willi Stöwer geboren in Wolgast.
Für die Badedirektion Coserow erledigte er Schriftverkehr und die Prospekte sind geprägt durch seine Handschrift.
Der Usedom Chronist, Robert Burkhardt, würdigte seine Arbeiten – und meinte er wäre nicht genügend beachtet worden.
Nach Koserow kehrte der Pädagoge und Schriftsteller 1890 zurück und starb 1919 im Alter von 83 Jahren in seinem Geburtsort.
Aus dem Leben seines Vaters
Aus dem Kirchenbuch Koserow:
„1835 – jeden Mittwoch Lehrer KOCH (Coserow) und jeden Samstag Lehrer Christoph Erdmann SEMMLER (Loddin) halten im Hirtenhaus in Ückeritz Unterricht.”
seit 1823 – 1854 Küster und Schullehrer
Er war 1851 Mitbegründer der ersten Badegenossenschaft des Ortes Coserow.
Er starb an der Halsschwindsucht (Diphtherie?).
Sein Sohn hat sein Elternhaus und seine Erziehung in seinen Schriften sehr gelobt.
1945 wird in Koserow eine Kochstraße nahe der Kirche in der Kirchenchronik erwähnt, die nach ihm benannt wurde.
Was ist uns über den Ahlbecker Lehrer und Kantor Johann KOCH bekannt:
Wikipedia:
„Als Gründer der Kirche gilt der Kantor und Lehrer Johann Koch, der im Jahr 1847 nach Ahlbeck kam. Erste Badegäste Ahlbecks wohnten 1852 in seinem Haus. Koch gründete am 28. Juli 1865 das „Komitee zur Erbauung eines evangelischen Gotteshauses“. Für ihren Bau sammelte der er fast drei Jahrzehnte lang Spenden unter den Einwohnern und Badegästen. Die Grundsteinlegung am 22. Juli 1894 erlebte Johann Koch (1818–1894) nicht mehr; er starb am 01. Juni 1894.“
1847 kam er als junger Lehrer nach Ahlbeck und seit 1883 war er auch Kantor.
Er gründet alsbald einen Gesangsverein. Den Kochschen Chor gab es bis in die 1930iger Jahre.
Es ist bekannt, dass er mit Schülern und Kirchenchormitglieder bei jeder Gelegenheit öffentlich sang und um Spenden warb.
Das Grundstück für die Kirche schenkte Gräfin Stollberg zu Gothen dem Ort.
Johann Christian, Kantor, geb. Stolpe 08.08.1818, Ahlbeck 01.06.1894
Heirat: 1848 Caroline Krüger Quellen: St. Amt Ahlbeck Urkunden Nr. 17 / 1894
Die Grabsteine der Eheleute sind heute an der Südseite der Kirchenmauer in Ahlbeck aufgestellt.
An der Ahlbecker Orgelempore ist ein Portrait des Lehrers und Kantors Johann Koch angebracht.
Im Juni 2002 wurde ein zentraler Platz in Ahlbeck nach ihm benannt.
Der Fischerort Ahlbeck auf der Insel Usedom gehörte seit 1792 zur Kirche Swinemünde. Nach der Einweihung der Kirche in Heringsdorf im Jahre 1848 wurde dann 1890 Ahlbeck in die Kirchgemeinde Heringsdorf eingegliedert. Auch wenn Ahlbeck dann 1894 die neue Kirche einweiht hatte, bekam diese erst 1951 eine eigene Pfarrei.
Kurzgeschichte der Orte im Einwohnerverzeichnis 1939:
Ahlbeck (Seebad)
Vor 1780 „Ahlbeck in der Heide“, seit 1908 „Seebad Ahlbeck“ nach dem Ahlbache (Ahlbeeke) benannt, wurde gegründet 1. 1750 auf dem rechten Ufer der Beeke von Friedrich dem Großen (Königlich Ahlbeck); 2. Um 1770 auf dem linken Ufer vom Herrn von Meye, Gutsherr von Mellenthin – Gothen (Adelig Ahlbeck). K. Ahlbeck zählte 1788 neun Büdner und vier Kolonisten, 1858 schon 58 Büdner (250 Einwohner). A. Ahlbeck hatte 1778 nur 5 Fischer, die in dem Aalbache die ausschließliche Fischgerechtigkeit besaßen, 1858 bereits 20 Büdner (310 Einwohner). Beide Gemeinden vereinigten sich am 01. April 1882 zur Gemeinde Ahlbeck mit zusammen 1050 Einwohnern. – Seebad seit 1852, eigene Schule seit zirka 1818, eigene Kirche seit 1895 – Älteste Siedler: vor 1790 Zeplin, Rosenow, Litner, Höpfner, Jahnke, Kochheim, Köhler, Salzsieder – Buch: Koch „Strand und See“ Lebensbilder von Ahlbeck 1872
1939 Einwohner:3954
Koserow
wird mit Kirche und Pfarrer zuerst 1347 erwähnt. Im Dreißigjährigen Kriege arg von den Kaiserlichen verwüstet, hatte es um 1620 sechzehn Bauern, 1654 noch fünf Bauern, 1693 fünf Bauern und zwei Büdner, 1779 drei Bauern und 14 Büdner, 1858 drei Bauern und 26 Büdner (320 Einwohner). – Seebad seit 1851 durch Lehrer Koch, Gastwirt Beyer u.a. – Älteste Familien: 1654 Suckow, Behn, Radek, Schmidt – Buch: Koch – Seebad Koserow 1767. – Meinhold, Bernsteinhexe 1843 (Meinhold war hier 1821 bis 1826 Pastor).
1939 Einwohner: 990
Stolpe
schon gegen 1230 als Lehen der Familie von Schwerin, als Alt-Stolp einer der ältesten Orte der Insel; alte Kirche vor 1400 erbaut, jetzt Neubau, Neben dem Gut 1575 zwölf Bauern, 1624 acht Bauern, 1693 sieben Bauern und sechs Kossäten, 1779 vier Bauern und sechs Kossäten, 1858 vier Bauern und zwölf Büdner (250 Einwohner). Schule seit 1690 nachweisbar. – Älteste Familien: 1575 Lange, Gammrath, Wollin, Tympe, 1624 Kruse, Dettmer, Lösche. 1693 Höpfner, Drichel, Las, Benter, Scholz, Schmidt.
1939 Einwohner: 285