Registrierte Selbsttötungen 1945 in Güstrow
Massensuizide gab es in den letzten Kriegstagen in ganz Deutschland, vor allem im Osten. Der bekannteste Massensuizid fand in Demmin statt. In der DDR war das Thema jahrzehntelang ein Tabu, die genauen Opferzahlen sind bis heute nicht bekannt. [1]
Ein Mitglied des Greifs fand nun das interessante Forschungsprojekt „Die kampflose Übergabe Güstrows im Jahr 1945“ der Stadt Güstrow in Mecklenburg.
In der Anlage 2, kurz „Registrierte Selbsttötungen 1945 im Bereich des Standesamtes Güstrow“, werden hunderte Namen mit der festgestellten Art der Selbsttötung aufgeführt, z. B. Selbstmord durch Vergiftung, Ertrinken, Erhängen, Erschießen, Pulsaderschnitt. Ein grausames Kapitel deutscher Geschichte.
Unter den Namen befinden sich auch zahlreiche Pommern! In der Regel sind die Vor- und Zunamen enthalten, woher die Person ursprünglich stammte, wann und wie ums Leben gekommen und außerdem die Nummer der Sterbeurkunde. Gibt es Fußnoten (am Ende der Datei befindet sich eine umfangreiche Annotation!) werden noch mehr Daten, teilweise auch Geburtsdaten genannt.
Da ist zum Beispiel die Familie Heiden aus dem Kreis Greifenhagen: Eheleute Hans (im Sterberegister des Standesamtes als „angeblicher Polizeibeamter“ ausgewiesen) und Emma mit ihren Kindern Margret, Anneliese und Annegret (geboren am 29. November 1944), sowie dem Pflegekind Christa (geboren am 27. Dezember 1938), die alle am 4. Mai 1945 den „Freitod durch Erhängen“ fanden.
Diese Liste ist ein weiteres nachahmenswertes Beispiel, wie offen Gemeinden mit einem unangenehmen Kapitel der Vergangenheit umgehen können.
Diese Liste dürfte für einige Pommernforscher Lücken schließen, die nach dem Verbleib ihrer Angehörigen nach der Flucht aus Pommern suchen!
Ein weiteres Beispiel für die Recherche haben wir vor ein paar Monaten vorgestellt, die Flüchtlingslisten aus Ribnitz-Damgarten.
Haben Sie ähnlich interessante Entdeckungen zum Verbleib von Pommern nach der Flucht 1945 gemacht? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
[1] https://www.bpb.de/mediathek/290178/ueber-leben-in-demmin