Ein Gastbeitrag von Prof. Hans-Dieter Wallschläger
Neben einigen im Original bzw. als Abschrift verfügbaren Kirchenbüchern und Standesamtsregistern (siehe u.a. Sedina-Archiv Bd. 11, Nr. 3 (2004), S. 111-123 und der Greif-Quellensuche – große Teile davon sind bereits in Ortsfamilienbüchern ausgewertet) gibt es eine Reihe weiterer Veröffentlichungen, die heute weitgehend unbekannt sind. Sie stammen zumeist aus der Feder ortsansässiger Pastoren, Lehrer und anderer Chronisten.
Eine erste umfassende Sammlung stammt vom Verfasser der 1880 erschienen Chronik „Geschichte der Stadt Cammin in Pommern“ Ludwig Kücken (1839-1882). Der Gärtner und Ziegeleibesitzer hatte es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht die Abfolge der Hausbesitzer in Cammin zu erforschen. Er erstellte ein umfangreiches Manuskript, das den Zeitraum von 1529 bis 1880 umfasste und übereignete dieses vor seinem Tode im Jahre 1882 dem ehemaligen Staatsminister und Landrat von Köller.
Von diesem wiederum erhielt es der Lehrer und Heimatforscher Rudolf Spuhrmann (1856-1944). Dieser aktualisierte das Verzeichnis und begann im Januar 1927 mit der Veröffentlichung in den „Heimatstimmen aus dem Kreis Cammin“, der monatlichen Beilage der „Camminer Kreiszeitung“ unter der Überschrift „Cammin vor alters“. Für die von Kücken erfassten 262 Häuser innerhalb der Stadtmauer (Ratswiek) konnte er die Veröffentlichung im Dezember 1931 abschließen. Auf Wunsch der Leserschaft fügte er 1929 einen Artikel zur Herkunft der Straßennamen bei und publizierte 1934 eine Zusammenfassung der Hausbesitzer und Mieter auf der Basis der inzwischen neu vergebenen Hausnummern. Die von 1927 bis 1935 erschienenen „Heimatstimmen aus dem Kreise Cammin“ haben nur in wenigen Ausgaben (Universitätsbibliothek Greifswald, Deutsche Nationalbibliothek Leipzig) die Wirren der Zeit überstanden. Eine gekürzte Fassung mit den Namen ab 1800 erschien zwischen 2014 und 2016 in den Folgen 510 – 522 der Heimatzeitschrift „Camminer Heimatgrüße“. Das Manuskript in Form einer durchsuchbaren pdf-Datei kann bei mir angefordert werden.
Der schon erwähnte Landrat Ernst-Matthias von Köller (1841-1928) konnte kraft seines Amtes um 1880 von den örtlichen Pastoren Kirchenbuchauszüge zu adligen Personen erstellen lassen, die unter dem Titel „Kirchenbuchauszüge aus den Kirchenbüchern des Kreises Cammin i. Pommern und einiger benachbarter Parochien (bis zum Jahre 1888)“ in der Vierteljahresschrift für Wappen, Siegel- und Familienkunde Bd. 38 (1910), S. 319-392 und Bd. 39 (1911), S. 1-88 erschienen sind.
Nicht weniger unermüdlich in der Auswertung alter Quellen war der in dritter Familiengeneration in Fritzow amtierende Dorfpastor Georg Franz August Strecker (1853–1938). Er publizierte eine große Zahl heimatgeschichtlicher Artikel, die größtenteils im „Kirchlichen Monatsblatt für die Synode Cammin“ erschienen (Universitätsbibliothek Greifswald) und wie viele andere durch die Pastoren verfasste Auswertungen aus Kirchenchroniken und -büchern einer breiten Öffentlichkeit verschlossen blieben. Zudem stammen aus dem Nachlass von Strecker wichtige unveröffentlichte Ausarbeitungen, wie das heute in Privathand befindliche und mehrere hundert Seiten umfassende Manuskript zur Kirchengeschichte der Synode Cammin (unvollständige Kopie im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin).
Mit vielfältigen genealogischen Fragestellungen beschäftigte sich auch der Camminer Lehrer Friedrich Karl Oelgarte (1878-1969). Leider ist seine Sammlung bei Kriegsende 1945 in Cammin verblieben und dort verloren gegangen. Von ihm stammt u.a. eine 1928 erschienene Abschrift des Bürgerbuchs von Cammin 1662 bis 1780, das heute im Landesarchiv Greifswald liegt. Eine erweiterte bis 1809 reichende Fassung wurde im Sonderheft 3 des Sedina-Archivs 2005/2011 „Der Kreis Cammin – Quellen und Einwohner“ publiziert.