Bei den neu bei Ancestry veröffentlichten Kirchenbüchern herrscht ein ziemliches Chaos in der Zuordnung und Benennung. Man muss schon ganz genau suchen und hinschauen, da auch die Indexierungen oft sehr schlecht sind.

Deklariert als Rheinland, Deutschland, evangelische Kirchenbücher, 1553-1950 für Deutschland, Frankfurt und Gdansk, Taufen, Heiraten u Tote 1849-1868 (der Link ist nur als zahlendes Mitglied aufrufbar); Tatsächlich handelt es sich hier teilweise um das Militärkirchenbuch der „Marine-Station Danzig“

Segelkorvette Amazone
Segelkorvette Amazone Quelle :Illustrirte Zeitung, 8.3.1846

U.a. findet sich darin eine Liste von verschollenen Seeleuten der bei einem schweren Sturm untergegangenen S.M.S. Amazone aus dem Jahre 1861.

Die Korvette Amazone war so etwas wie das erste Segelschulschiff der damals noch jungen preußischen Marine. Korvetten hatten im Gegensatz zu Fregatten ihre Geschütze auf dem Deck stehen.

1843-stapellauf-amazone
Bericht über den Stapellauf, Quelle: Libausches Wochenblatt vom 6.3.1843

Der Leiter der 1830 gegründeten Navigations-und Schiffbauschule in Stettin und später Grabow, C.A. Elbertzhagen wurde beauftragt, einen Entwurf für solch eine Korvette zu erstellen. Die Amazone wurde 1843 auf der dazu angemieteten Carmesinwerft in Grabow bei Stettin fertiggestellt (Zur Familie Carmesin )

Ihr Bug war der „Amazone zu Pferde“ von August Kiß nachgebildet, die heute noch in Berlin steht. (Foto)

Ihre Reisen führten sie bis nach New York und Südamerika. Ein begeisterter Bericht über das Schiff, seine Ausstattung und eine Fahrt findet sich auch in der Illustrierten Zeitung vom 8. März 1845.

Im November 1891 geriet sie vor den Niederlanden bei Texel in einen Orkan und sank. Zu dieser Zeit stand sie wohl unter dem Kommando von Lt.z.S. I.Kl. Rob. Herrmann. (Quelle) Es gab keine Überlebenden. Die Illustrierte Zeitung berichtete am 14. Dezember 1861 dass sowohl die Königsflagge als auch das Wrack der Amazone an der holländischen Küste gefunden wurden.

Später wurde der Bericht eines Seemannes veröffentlicht, der die Amazone wohl noch kurz vor ihrem Untergang gesichtet hatte. (Meereskunde, 5. Jahrgang, Heft 10, 1911)

1863 wurde im Invalidenpark in Berlin ein Denkmal zur Erinnerung aufgestellt, dieses wurde 1951 auf Beschluss der SED zerstört.

Denkmal an die Amazone im Invalidenpark Berlin
Denkmal an die Amazone im Invalidenpark Berlin Quelle: Illustrirte Zeitung vom 23. 5.1863

 

Beschreibung des Denkmals
Quelle: Illustrirte Zeitung vom 23. 5.1863

Im Internet finden sich unterschiedliche Angaben zur Zahl der Opfer zwischen 107 und 143 Opfern, die Illustrierte Zeitung berichtet von 4 Offizieren und 23 Seekadetten, der Preussische Staatsanzeiger von 114 Personen. Auch auf dem Denkmal waren 114 Namen vermerkt.

(Im Preußischen Staatsanzeiger soll wohl eine Liste der verstorbenen 114 Personen veröffentlich sein, in 1861 nicht zu finden, aus 1862 fehlt die erste Jahreshälfte bisher bei den Digitalisaten.)

Die Liste im Militärkirchenbuch enthält jedoch nur 75 Personen. Die jüngsten Schiffsjungen waren erst 15 Jahre alt. Vielleicht fehlen dort die Offiziere und Kadetten? Zumindest sind weder der Kommandeur Herrmann (s.o.) noch Hans Victor von Dobeneck aufgeführt.

Die Verstorbenen der Amazone (pdf)  :die-verstorbenen-der-amazone

Danke an Christian Müller-Henze und Jürgen Zechow für den Hinweis auf diese Namensliste und viele Literaturhinweise.