Gemeinden, Wohnplätze und Abbauten in Pommern erhielten manchmal seltsame Namen, deren Entstehung man kaum nachvollziehen kann. Beispiele zählt ein Artikel aus der Metallarbeiterjugend 1932 auf:

Von Konstantinopel bis Mexiko – in Pommern

Stellen Sie sich bitte den erschrockenen Automobilisten vor, der sich in Pommern verfahren hat und auf die Frage, wo er sich eigentlich befinde, die Antwort erhält: in Konstantinopel.  [1. erhielt seinen Namen nach Constantia von Blumenthal ] Er wird sich allerdings bald davon überzeugen, daß dieser Name eines pommerschen Dorfes im Kreis Saatzig eine kleine Täuschung ist, denn die Strohdächer haben nichts mit Kuppeln und Minaretten und der Dorfteich nichts mit dem goldenen Horn gemeinsam.

Konstantinopel
Konstantinopel – Dolice (Dobrzany) Bild von www.saatzig.de

Derartige Entlehnungen von Ortsnamen aus fremden Ländern sind nicht selten. So finden wir bei Stolp einen Ortsnamen Amerika [2. Neu Amerika, Wohnplatz zu Wendisch Buckow, Kreis Schlawe], bei Stargard ein Dorf namens Mexiko, im Kreise Saatzig sogar ein New York [3. Stadtteil von Stargard], das noch eins werden will, zweimal stoßen wir in Pommern auf die Weltstadt Paris [3. Giesebitz Kreis Stolp und ?] ebenfalls an Frankreich erinnern Sedan [3. Hanswalde, Kreis Rummelsburg] und Monbijou [3. Poganitz, Kreis Stolp]. Auch Anklänge an die biblische Geschichte sind zu finden: Es gibt im Kreise Lauenburg ein Bethlehem, ebenfalls dort ein Jerusalem, das sich im Kreise Greifenberg zum zweitenmal findet. Bei Stolp finden wir den Namen Lübeck [?], das aber in diesem Fall keine freie Hansestadt sondern nur das Vorwerk eines Guts ist. Wenn man als Fremder in einen Wald in der Umgebung Stettins gerät, hört man zu seinem Erstaunen, dass man sich im Böhmerwald befinde, und ein waldreiches Dorf in der Neustettiner Gegend, in das früher wahrscheinlich einmal ein heimattreuer Berliner gezogen ist, hat sich den Namen Grunewald [3. Forsthaus, Gemeinde Klöpperfier] zugelegt.

Doch damit sind die Kuriosa nicht erschöpft. Wenn man wirklich von Kuriosa sprechen will, so kommen sie vielleicht erst jetzt: Muss sich nicht der Pommer, der in der Fremde erzählt, dass er aus Hammelstall stammt, ein wenig schämen? Und die Zahl dieser Pommern ist nicht gering, allein fünf Dörfer [3. in den Kreisen Randow, Greifenhagen und Ueckermünde] haben diesen schönen Namen gewählt. Hat man sich wirklich lang bedacht, als man bei Stolp das Dörfchen Langbedacht [3. zu Schwarz Damerkow]gründete? Wenn ihnen jemand begegnet, der aus Kinnbackenhagen [3. Kreis Franzburg-Barth] stammt, so wissen Sie, das er aus Pommern ist und wenn ein Gutsbesitzer sagt, dass er aus Klitschendorf [3. Kreis Greifswald] kommt, so braucht das auf die Qualität seines Besitzes nicht gerade Bezug nehmen. Bei Belgard kann man einen Kometen [3. Redlin] entdecken. Wenn man in Elysium wohnen will, braucht man nur nach Kolberg fahren, in dessen Nähe man auch eine Bierhallle findet.  Bei Ückermünde nennt sich eine kleine Ortschaft Ehlers Abfindung, woraus man schließen könnte, dass hier der Einfachheit halber eine Tatsache zum Ortsnamen erhoben worden ist. Im gleichen Kreise ist eine Ortschaft mit dem schönen Namen Hundsbeutel [3. Gemeinde Torgelow] zu verzeichnen und im benachbarten Randow ein Ort, der sich über das “r” in seinem Namen besonders freuen kann: Hundsfort. [3. Link] Dass zwischen dem Schweinedamm im Kreis Naugard und dem Wurstwinkel im Ückermünder Kreis innige Beziehungen herrschen, sollt man annehmen, schlecht aber kann man sich die Wüstenei auf Rügen vorstellen, das doch eine der schönsten deutschen Seelandschaften besitzt. Ebenso wenig wussten wir das sich des Teufels Lustgarten im pommerschen Kreis Schlawe befindet. Und wenn schließlich jemand erzählt dass er in Ungnade gefallen ist so braucht das nicht unbedingt in einem Königsschlosse, sondern kann auch im Kreis Greifswald geschehen sein.

Teufelslustgarten Kreis Schlawe
Teufelslustgarten Kreis Schlawe

Soweit der Artikel aus 1932. Nicht alle erwähnten Namen kann man finden, wer da ergänzen kann, sei gebeten, dass im Kommentar zu machen.

Ein besonders auffälliger Name ist “Teufelslustgarten” ein Abbau der Gemeinde Steglin an der Grenze zwischen den Kreisen Schlawe und Köslin. 1895 wird dieser Abbau erstmals im Ortsverzeichnis genannt.

Zu der gleichen Bezeichnung in Berlin gibt es eine Erklärung : “Des Teufels Lustgarten und ähnliche Namen erhielten die Plätze, auf denen sich das Hochgericht, also der Galgenplatz, befand.”  Der Berliner Gartenplatz in der Nähe des Alexanderplatzes diente von 1749 bis 1840 als Hinrichtungsstätte für das Berliner Hochgericht und wurde deshalb Galgenplatz oder Teufelslustgarten genannt. In der Umgebung entwickelte sich ein Vergnügungsviertel.

Ähnliches ist aus Steglin nicht bekannt.

Auch im Riesengebirge gab  es einen Teufelslustgarten, hier hat angeblich Rübezahl gewohnt.

Den Stegliner Teufelslustgarten erklärt unser Ansprechpartner Hermann –Wolk in dem Buch „Hinter dem Gollen“ von Herbert Zielke so:

Der Teufelslustgarten war im 19. Jahrhundert die Kate eines Adeligen, der auf einer Geselllschaft mit den Anwesenden eine Wette abgeschlossen hatte: „Um Mitternacht holt mich der Teufel mit vier schwarzen Rappen ab.“ Und so war es denn auch. Pünktlich um 12 Uhr, zur Mitternacht, fuhr sein Kutscher, sein Familienname war Teufel, vierspännig mit den vier schwarzen Kutschpferden vor und ließ seinen Herrn einsteigen. Die Wette war gewonnen und das Anwesen hatte seinen Namen weg.