Gestern hatte ich die Gelegenheit im Rahmen einer Veranstaltung der AGOFF in Herne an einer Führung durch die Martin-Opitz-Bibliothek und einer kurzen Vorstellung der Aktivitäten durch den Direktor H.J. Tebarth teilzunehmen.
Diese Bibliothek beherbergt inzwischen 300 000 Titel und hat als Sammelschwerpunkt historische deutsche Ost- und Siedlungsgebiete. Viele wertvolle Sammlungen wurden inzwischen übernommen, so. z.B. die Bibliothek des Historischen Vereins für Ermland aus Münster oder das Archiv der Deutschen aus Mittelpolen und Wolhynien aus Mönchengladbach. Auch die Vereinsbibliothek der AGOFF ist hier einsortiert, zudem befindet sich auch das Vereinsarchiv dieses Vereins in den Kellerräumen.
Dr. Tebarth berichtete in seinem einführenden Vortrag über die finanzielle Ausstattung der Bibliothek, die heute von der Stadt Herne und zu ca. 70 Prozent vom Bund unterstütz wird. Viele Maßnahmen können nur durch das Akquirieren von Projektgeldern durchgeführt werden.
In großem Umfang führt die Bibliothek inzwischen Scanmaßnahmen durch, es stehen mehrere moderne Buchscanner zur Verfügung. Trotz der hohen Anzahl bereits gescannter Seiten ist bisher aber erst 1 % der Bestände so erfasst. (vorwiegend handelt es sich um Adressbücher,historische Periodika und Titel aus dem bedeutenden
Altbestand) Manche der gescannten Materialien werden auf Digitales Forum Mittel- und Osteuropa (unter Archiv) veröffentlicht, Adressbuch-scans werden auch als Digitaldruck zur Schonung der Original-Adressbücher benutzt, früher auch als CD von der Bibliothek selbst verkauft, heute erfolgt der Vertrieb nur noch durch die Weitergabe an Adressbuch-Service.
Zwei besonders benutzerfreundlich Angebote der MOB möchte ich hier noch erwähnen: Wer als Benutzer registriert ist – das geht auch online – kann Bücher per Post unentgeltlich – es entstehen nur Portokosten – für 4 Wochen ausleihen.
Seit November 2012 nimmt die Bücherei auch am eBooks-on-Demand Verfahren teil, das heißt Werke bis zum Erscheinungsjahr 1900 werden auf Bestellung digitalisiert und als Ebook (PDF) inkl. Volltexterkennung von Frakturschriften übers Internet geliefert.
Und aus eigener Erfahrung kann ich nur ergänzen: Wenn Sie verzweifelt auf Standortsuche für eine bestimmte Veröffentlichung sind: die freundlichen Mitarbeiter in Herne hatten immer noch per E-Mail einen Tipp für mich.
Auch der Besuch vor Ort lohnt: Es gibt im Lesesaal einen digitalen und einen analogen Filmscanner und einen Buchscanner, die man benutzen kann – also einfach USB-Stick mitbringen.
Die Archivräume im Keller, die wir besichtigen durften, bieten den Büchern und anderen Archivalien ideale Bedingung mit geringer Luftfeuchte und konstanten 18 Grad Celsius. Da ein weitere Kriechkeller unter den Räumen liegt sind auch Feuchtigskeitsschäden nicht zu erwarten und Schimmel kennt das Archiv in Herne auch nicht. Wohl bekannt sind aber Schäden durch Säurefrass, die erforderlichen Maßnahmen zur Massenentsäuerung übersteigen allerdings den Etat des Archives bei weiten, so dass man bedrohte Bestände digitalisiert.
Dr. Tebarth ist stolz darauf, dass in Herne eigentlich kein Buch weggeschmissen wird: Wenn wirklich Bücher als Duplikate überflüssig sind werden sie am örtlichen „Grabbeltisch“ abgegeben.
Die Bestände nur der MOB können sie im eigenen Katalog nachschlagen, umfassender ist es aber den Verbundkatalog Östliches Europa abzufragen. Diesem Katalog gehören inzwischen über 30 Bibliotheken auch aus Polen an, er erfasst über 900 000 Bände. Dank der Mithilfe aus Herne ist auch unsere eigene Vereinsbibliothek und die Bibliothek der Ostseeakademie, die von uns betreut wird, dort erfasst. M.Ott