In der Sammlung von Herrn Superintendent Klaus Ewert, die in der Bibliothek des Vereins Pommerscher Greif e. V verwahrt wird, befindet sich ein Poesiealbum, welches Herr Sup. Ewert mit Mariana Fabricius 1813 – 1826 betitelte. Es ist nichts darüber bekannt, wie dieses Poesiealbum in seinen Bestand gelangte.

Bei der Nennung der ehemaligen Eigentümerin dieses Albums irrte Herr Sup. Ewert. Als ich es in der Greif-Bibliothek entdeckt hatte, kam ich nach genauer Betrachtung der Widmungen und der Signaturen der Personen, die sich darin verewigt hatten, zu dem Schluss, dass dies tatsächlich das Poesiealbum von Julie Kellman*, einer Tochter des langjährigen und bekannten Pastors in Brandshagen, Carl Hermann Kellman gewesen ist. Mariana Fabricius, die sich am 3. Januar 1814 auf der ersten Seite des Albums eingetragen hatte, ist vermutlich zu der Zeit eine Freundin von Julie gewesen.

Nicht jede Widmung wurde mit einem Datum versehen; datierte Widmungen gibt es aber schon aus dem Sommer 1813 und enden im Jahr 1826. Es gibt eine Widmung, welche mit dem Jahr 1831 datiert ist, hier liegt aber vermutlich ein Zahlendreher vor.

Wie komme ich nun zu dem Schluss, dass dies einmal das Poesiealbum von Julie Kellman gewesen ist?

Bei oberflächlicher Betrachtung fällt nicht auf, dass der rote Hartpappendeckel nur eine Schutzhülle für das sich darin befindlichen Albums ist. Auf dem vorderen – tatsächlichen – Deckel wurden die Initialen der Eigentümerin geprägt,

J. K.

 Einband Initialen J K

Auf der Rückseite steht das Jahr 1813.

Am 23. Mai 1814 folgte eine Widmung, die ein Scherenschnittportrait enthält und mit den Worten endet:

Denke liebend Deiner Mutter Fridrique Kellman

Widmung Friederike Kellmann
Weitere Widmungen wurden signiert mit

„Deine treue Mutter Schwester Christina Amalia Giese verwittwete Scheven“

Dies ist der innige Wunsch deines Bruders Wilhelm Kellmann“

sowie

„Denken Sie manchmal liebe Julie an Ihre Julie Bohlau“

Mehrere Widmungen stammen u. a. von Freundinnen aus den Familien von Hochwächter (Miltzow), von Owstien (Anklam), Hoffmann (Brandshagen) und Scheven (Brandshagen bzw. Schönhof).

Julie selbst nähte eine Locke ins Album, in Gedenken an ihre kleine entschlummerte Freundin Franziska Scheven, die zu rein war für diese Welt.

Locke von Franziska Scheven

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* Kellman, auch Kellmann

Julie Kellman, geboren am 6. Mail 1801 heiratete später C. H. Schütte, der sich ebenfalls in das Poesiealbum eingetragen hatte, der Eintrag ist leider undadiert. In zweiter Ehe war Julie seit 1840 mit Eduard Fabricius, Sohn von Adam Fabricius, Bürgermeister in Stralsund und Wilhelmine Wüstenberg, verheiratet. Julie starb am 7. März 1873. (Q.: Sammlung Fabricius, Bibliothek des P.G.). Unklar ist, in welcher verwandtschaftlichen Beziehung Mariana Fabricius stand. Wer weiß dazu mehr?

Julies Vater Carl Hermann Kellman heiratete 1786 Friederica Charlotte Giese, eine Tochter des Stralsunder Kammerrats und Bankiers Joachim Ulrich Giese. Sein Memorabilienbuch wurde von seinem Enkel Eduard Fabricius, Julies Sohn, veröffentlicht in: Aus dem Memorabilienbuch des Pastors Carl Hermann Kellman zu Brandshagen, Baltische Studien, Heft 1, Stettin 1889, online unter:
http://ub-goobi-pr2.ub.uni-greifswald.de/viewer/image/PPN559838239_AF_39/52/