In der Digitalen Bibliothek des Pommerschen Greif haben wir jetzt die Dorfgeschichte von Stemnitz, Kreis Schlawe veröffentlichen können, die uns vom Sohn zur Verfügung gestellt wurde. Der spätere Lehrer Günther Pommerening widmet diese Dorfgeschichte 1935 seinem Großvater, dem früheren Lehrer Peter Pommerening. Sein Sohn erzählt über die Familie:
Mein Vater Günther Pommerening, Verfasser der Stemnitzer Dorfchronik, wurde am 21. November 1912 in Stemnitz als Sohn des Dorflehrers Herbert P. (geb. 1882) und seiner Frau Elna geb. Schüttpelz geboren.
Hier geht meine Ahnenliste bis ins Jahr 1600 zurück. Marten Schüttpelz übernahm in Rützenhagen spätestens 1648 den Hof Nr. 11 und wurde stolze 92 Jahre alt. Letzter Hofbesitzer bis 1945 war Martin Sch., der in Hamburg verstarb, die Nachkommen leben im Westen Deutschlands.
Da die Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen wohl schon 1935 nicht mehr vorhanden waren, bin ich bei der väterlichen Linie nicht viel weiter gekommen, aber der Großvater war Peter P., Lehrer und Küster in Stemnitz. Er feierte in seinem Leben zweimal Silberhochzeit: Charlotte Auguste P. geb. Wunder starb ca. 1909, mit ihr hatte er zehn Kinder. Mit seiner zweiten Ehefrau Maria, über die ich noch nichts Näheres herausfinden konnte, lebte er bis mindestens 1937 in der Kösliner Vorstadt in Schlawe, wurde also mindestens 90 Jahre alt. Von meinem Ururgroßvater Christian P. weiß ich nur, dass er eine Regine Meidow heiratete und einen weiteren Sohn Friedrich in Järshagen hatte, wo Peter P. Trauzeuge war.
Meine Großeltern sind auf der Flucht umgekommen. In der Urkunde heißt es: „Nachdem sie sich später vom Wehrmachttreck gelöst hatten, um die in ihrer Obhut befindlichen Enkelkinder ihrer Mutter in Neustadt bei Danzig zuzuführen, wurden sie in Putzig bei Danzig von sowjetischen Truppen eingeholt. Dort wurde Herbert Pommerening im März 1945 von den Sowjets grundlos erschossen… Frau Elna Pommerening, die bei der Leiche ihres Ehemannes verblieben war, soll danach ebenfalls von den Sowjets erschossen worden sein.“ Auch der 1918 geborene Bruder meines Vaters, der Leutnant Martin P. blieb im Krieg, er wird seit dem 24.6.1944 bei Gorodow vermisst.
Die im Text zitierte Schwester meines Vaters ( Lieselotte, *1911, verw. Krick) hatte ein von Schicksalsschlägen geprägtes Leben. Im Krieg verlor sie den Ehemann, ihre Eltern, einen Bruder und zwei ihrer Kinder. Das dritte – Zeuge beim Tod der Großeltern – konnte sie mit Hilfe meines Vaters erst 1950 in Polen unter fremdem Namen wieder auffinden. Trotzdem wurde sie 90 Jahre alt!
Zurück zu meinem Vater. 1933 machte er die Reifeprüfung am Realgymnasium in Schlawe und studierte dann Geschichte und Pädagogik an der Hochschule für Lehrerbildung in Lauenburg/Pommern. 1935 veröffentlichte er seine Dorfgeschichte „Stemnitz im Rügenwalder Amt“ (Zu finden in der Digitalen Bibliothek des Greif als stemnitz.djvu )
1936 machte er die 1. und 1939 die 2. Lehrerprüfung und arbeitete von 1936 bis zur Einberufung 1940 in den Landkreisen Stolp und Lauenburg.
1944 wurde er bei der Invasion verwundet und geriet in englische Kriegsgefangenschaft, wo er eine Revue komponierte und aufführte. Nach der Entlassung arbeitete er 1945 bis 1947 als Dolmetscher für die englische Militärregierung, dann wurde in den Hamburger Schuldienst übernommen und unterrichtete überwiegend an Realschulen. An der Hamburger Schule Osterbrook lernte er seine spätere Frau Anneliese Bodecker kennen, die er 1948 heiratete. In seinem Tagebuch kann man nachlesen, wie er von dieser anpackenden Frau (sie wurde später Schulleiterin) überrascht und fasziniert war.
1950 wurde ich geboren. 1978 wurde er pensioniert und begann im Folgejahr sein zweites Studium der Geschichtswissenschaft und Anglistik an der Universität Hamburg. 1981 machte er sein Vordiplom, 1985 wurde er Magister und 1990 mit einer Dissertation über die jüdische Gemeinde Schmieheim in Baden Dr. phil.
Bis zu ihrem 90. Geburtstag machten meine Eltern jährlich zahlreiche Reisen bei beneidenswerter Gesundheit und geistiger Frische. So besuchten sie auch zweimal sein Geburtsdorf mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen. Beim ersten Mal waren die Einwohner abweisend und unfreundlich, beim zweiten Mal – auf Einladung einer dortigen Lehrerin mit deutschen Vorfahren – sehr freundlich. An der Schule soll es sogar eine Tafel mit den Namen der Lehrer geben.
2002 erkrankte mein Vater an Krebs, an dem er am 1. Dezember 2003 91jährig verstarb. Seine gleichaltrige Ehefrau überlebte ihn noch um sieben Jahre.
Habe den Bericht mit Interesse gelesen.
Geburtsort: Schlawe
Hallo ! Sehr interessant !° Weiter so!
HGK Lehrer a.D. * 1936 in Schlawe