Ein Beitrag von David Krüger

 

Vor 10 Jahren, relativ am Anfang meiner Forschung, kam ich mit meinen Verwandten ins Gespräch und bat Sie darum, mit mir über ihre Kindheit und Jugend zu sprechen. Es war mir wichtig, nicht nur die Lebensdaten zu erfassen – sondern auch, wie das Leben früher war. Viele berichteten von dem alltäglichen Leben, den Familienfesten – aber auch von der Flucht aus Hinterpommern und dem damit verbundenen, schmerzhaften Verlust der Heimat.

Es war mir wichtig, diesen Schmerz – zumindest innerhalb meiner Familie – zu lindern. Ich begann Informationen zu meiner Familie und der Heimat zu sammeln, insbesondere von einem Ort, den ich noch nie zuvor gehört hatte:

Revenow.

Mein Ziel war es nun, alle verfügbaren Informationen zusammenzutragen und so an die Heimat meiner Vorfahren und Verwandten zu erinnern. Meine Verwandten sollten wieder die Möglichkeit bekommen, ihre Heimat zu sehen – mit Informationen zur Geschichte, zu den Familien und aktuellen Fotografien. Doch wie sammelt man Informationen, in einem Forschungsgebiet, wo man zuvor noch nie geforscht hatte?

Revenow gehörte zum Kreis Cammin, weshalb ich den zuständigen Ansprechpartner, Prof Dr. Wallschläger kontaktierte. Bereits kurze Zeit später erhielt ich eine Antwort, mit zahlreichen Informationen zum Ort und eine Übersicht zu den Quellen.

Die Standesamtsregister wurden 1945 vernichtet, die Kirchenbücher (Kirchspiel Jassow) überstanden jedoch den Krieg. Die 4 Kirchenbücher (beginnend ab 1574!) wurden 1945 in einem Kaminschacht versteckt, in den 1990er Jahren von ehemaligen Bewohnern geborgen und an den Pastor in Jassow übergeben. Kurze Zeit später jedoch waren die Kirchenbücher bereits verschwunden, ein Verbleib konnte nicht geklärt werden.

Nun, wie erforscht man einen Ort, wo alle üblichen Quellen verschollen oder vernichtet worden sind?

Die Lösung: Sekundärquellen. Mithilfe von verschiedenen Sekundärquellen bekam ich nach und nach weitere Informationen zusammen und konnte so die Orts- und Familiengeschichte von Revenow weiter erforschen.

Als Hauptquelle dienten mir die Lastenausgleichsakten, worauf ich nun näher eingehen möchte. Die Lastenausgleichsakten wurden ab 1952 im Zuge des Entschädigungsgesetz zum Lastenausgleich angelegt. Jeder Flüchtling und auch jüdische Mitbürger konnten einen Anspruch bezüglich des verlorenen Besitzes geltend machen und eine Entschädigung fordern. Diese Akten wurden dann später von den jeweiligen Ämtern an das Lastenausgleichsarchiv Bayreuth gegeben (Weitere Informationen, siehe: https://www.pommerscher-greif.de/forschung/archive/deutsche-staatsarchive/bundesarchiv/)

2014 habe ich Herr Dr. Leipold bezüglich der Lastenausgleichsakte meines Urgroßvaters Herbert Krüger angefragt. Als ich diese kurze Zeit später erhalten habe, war ich sehr erstaunt über den Inhalt der Akte, der detailgetreuen Bezeichnung des Hauses, des Inventars und der Lage im Ort.

Im April 2016 fasste ich dann den Entschluss, die Lastenausgleichsakten der anderen Familien aus Revenow, mit der Begründung der Erstellung eines Orts- und Personenverzeichnisses von Revenow, anzufordern. Im Mai habe ich dann insgesamt 23 Akten mit 1217 DIN A4 Seiten erhalten und diese schrittweise ausgewertet.

Mithilfe weiterer Sekundärquellen (Camminer Heimatgrüße als Heimatzeitung, Güteradressbücher, Amtsblätter) gelang es mir, die Familien und Häuser detailliert zu beschreiben und somit wieder ein „bekanntes Bild“ für meine Verwandten zu präsentieren.

Im Mai 2016 erstellte ich die Webseite www.revenow.de, damit auch andere Familien die Möglichkeit erhalten, die Geschichte von Revenow näher kennenzulernen.

Nun, knapp 5 Jahre später, wurde die Webseite grundlegend überarbeitet. Es erfolgte eine Modernisierung, weitere Informationen wurden hinzugefügt – sowie Zufallsfunde von Forscherkollegen eingearbeitet.

Auch wenn nun einige Informationen gesammelt worden sind, ist das Ende noch lange nicht erreicht. Sobald die Corona-Pandemie vorbei ist, plane ich zusammen mit einem Forscherkollegen die noch vorhandenen Grund- und Hypothekenbücher von Jassow in Misdroy (Außenstelle des Staatsarchiv Stettin) zu sichten und auszuwerten. Weiterhin freue ich mich sehr über die Zusendung von Zufallsfunden, damit die Informationen über die Familien weiter komplettiert werden.

David Krüger
E-Mail: kontakt@david-krueger.de

 

Ein Gedanke zu “Die Webseite Revenow, Kreis Cammin”

  • Hallo David,
    interessante und toll gemachte Chronik-Website zu Revenow! Ich hatte ja damals wegen der Hinweise auf die Lastenausgleichsakten Kontakt zu dir aufgenommen, weil ich ein ähnliches Projekt umsetzen wollte. Auch wenn dann bei mir die Quellen nicht mehr so reichlich sprudelten (Stichwort Datenschutz) konnte ich doch für den Ort Friedrichsdorf, Kreis Randow einiges umsetzen. Auch bei mir läuft die Basisforschung zum Ort über solche und ähnliche Sekundärquellen. Erschwerend kommt bei mir noch hinzu, dass es „mein“ Dorf gar nicht mehr gibt.
    Möge diese Website als eines deiner vielen Projekte weiter gut gedeihen und vielen Forschern helfen!

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