Ein Fallbeispiel von Dr. Klaus Kohrt
Wenn ich von meiner Familienforschung erzähle, dann mache ich das immer gerne in anschaulichen Fallbeispielen. Ich erzähle sozusagen eine Bildergeschichte.
Eines dieser Beispiele habe ich am 6. Juni 2019 beim Ahnenforscherstammtisch Unna im Rahmen einer Präsentation über die aktuellen Forschungsmöglichkeiten in Pommern vorgestellt.
Meine Mutter kommt hier aus einem Ort nahe der Pommerschen Küste, aus dem Ort Schleffin, genauer aus Neu-Schleffin. Den Ort gibt es heute gar nicht mehr, er ist Teil von Rewahl geworden.
Und so sah das Geburtshaus meiner Mutter aus. Es war ein Kinderheim und meine Großeltern waren dort das Hausmeisterehepaar.
Meine Familienforschung spielt sich hauptsächlich hier in diesen vier Kreisen ab, in Greifenberg, aber auch in Cammin, Naugard und Regenwalde.
Und hier aus dem Ort Batzwitz am südlichen Ende des Kreises Greifenberg kommen die ältesten, mir bekannten Vorfahren meiner Mutter her.
Um 1795 herum gab es im Kirchenbuch von Batzwitz acht Geburten mit dem Familiennamen Wrensch, hier dargestellt als Generation 1 (G1):
Die drei Töchter haben geheiratet und ihren Namen geändert. Zwei Söhne sind noch nicht ausreichend erforscht. Drei der Söhne sind recht gut erforscht, was man hier im Schaubild gut erkennen kann, bis in die heutige 9. Generation, zu der ich zähle. Meine Mutter ist aus der hier dicker gezeichneten Säule, weil wir darüber natürlich auch am meisten wissen.
Es gibt ein Foto des Vorfahren meiner Mutter, Karl Friedrich Gottlieb Wrensch und seine Frau Hulda Adelheid Christiane Quandt und ein Foto ihrer sechs Kinder, die alle das Erwachsenenalter erreicht haben.
Das Fallbeispiel betrifft Johann Carl Friedrich Wrensch; der kommt nicht aus Batzwitz im Kreis Greifenberg nahe der Grenze zum Kreis Regenwalde, sondern aus Wangeritz im Kreis Naugard. Das ist zwar einer der oben schon erwähnten Kreise, aber der Ort liegt nicht gerade um die Ecke von Batzwitz.
Seit 30 Jahren veranstalten wir Familientreffen, an denen auch immer Amerikaner mit dem Namen Wrensch teilnehmen. Aber wir wissen nicht, wie die wirklich mit uns verwandt sind. Sie führen sich zurück auf besagten Johann Carl Friedrich Wrensch, um 1850 geboren. Er gehört also altersmäßig der 3. Generation an und war mit Berta Blaese verheiratet.
Was uns fehlt, ist die Anbindung an unsere bisherigen Forschungsergebnisse. Ist Carl einer der fünf Söhne auf dem Bild oder gab es ein siebentes Kind von Friedrich und Hulda? Da waren wir uns nie wirklich sicher.
Ich habe des Öfteren versucht, das zu erforschen. Über die Ergebnisse dieser Forschung will ich nun ein wenig erzählen.
Die Amerikaner, die immer an den Familientreffen teilnehmen, waren schon öfter in Hinterpommern und haben durch Funde auf Friedhöfen auch Ergänzungen beitragen können. Dadurch ist bekannt, dass es noch mehr Kinder von Carl und Berta gab, als die sieben, die ursprünglich bekannt waren.
Durch Besuche im Landeskirchlichen Archiv in Greifswald und Recherche bei Archion sind inzwischen 14 Kinder bekannt, von denen allerdings nur sieben erwachsen geworden und drei davon nach Amerika ausgewandert sind. Von diesen sieben Kindern sind uns die Nachkommenlinien weitgehend gut bekannt.
Aber was wir immer noch nicht wussten war, wer die Eltern dieses Johann Carl Friedrich Wrensch waren.
Ich habe dann im Kirchenbuch von Wangeritz seinen Sterbeeintrag gefunden. Der Eintrag war relativ nichtssagend, aber ich konnte aufgrund der Altersangabe das Geburtsdatum zurückrechnen.
Mit der Hilfe eines Forscherkollegen ist es dann noch gelungen, den Eintrag für die Konfirmation im Kirchenbuch Nemitz, Kreis Cammin zu finden, aber da wird der Vater leider auch nicht vollständig genannt und die Kirchenbücher von Nemitz aus der Zeit der Geburt um 1850 sind leider nicht erhalten.
Ich habe im Folgenden mal zusammengestellt, was ich von unseren Amerikanern als Vermutung bekommen hatte und was ich dazu ermitteln konnte. Dabei konnte ich definitiv feststellen, dass der Vorfahr der Amerikaner kein Nachkomme von Friedrich und Hulda aus meiner mütterlichen Linie sein konnte. Es gab also erwiesenermaßen kein siebtes Kind aus der Ehe Wrensch-Quandt.
Dann habe ich vor kurzem vollkommen zufällig die Sterbeurkunde von Carl im Standesamt Wangeritz gefunden. Diese Dokumente stammen aus dem Landesarchiv Berlin (früher Standesamt I) und sind von Ancestry verfilmt und online gestellt worden. Aus dieser Urkunde geht der Geburtsort hervor: Linashof.
Von diesem Ort hatte ich bisher noch nie gehört und habe deshalb in der Greif-Quellensuche nachgesehen. Ich konnte feststellen, dass Linashof zum Kirchspiel Naugard gehört und dessen Kirchenbücher bei FamilySearch und Archion online sind.
Hier konnte ich schließlich den Taufeintrag herunterladen und fand so die Eltern von Johann Carl Friedrich Wrensch. Deren Namen hatte ich bei meinen Recherchen bis dahin noch nie gehört, August Friedrich Erdmann Wrensch, Arbeitsmann auf dem Holzkathen und Johanne Caroline Auguste geborene Frömming.
Wie passt jetzt die Bezeichnung „auf dem Holzkathen“ mit Linashof zusammen? Dazu habe ich mir zwei Karten angeschaut und miteinander verglichen. Die frühere Bezeichnung „Holzkathen“ wurde später durch die Bezeichnung Linashof ersetzt.
Jetzt bin ich eine halbe Generation weiter und die Suche geht von vorne los.
Zum Abschluss noch eine Übersicht, wo ich Wrensch bisher gefunden habe:
Die Arbeit wird mir nicht ausgehen.
Die vollständige Präsentation kann man bei Youtube anschauen, ab 1:02 Std beginne ich mit dem Fallbeispiel.
In Greifenberg gab es eine Schmiede und Autowerkstatt Wrensch mit Tankstelle und Opel-Vertretung. Soweit ich weiß, ist die Familie nach der Vertreibung in Osnabrück ansässig.
Herzlichen Dank für den Hinweis; die Verbindung ist bekannt, die Familie gehört zur Verwandschaft und es bestehen seit vielen Jahren Kontakte.
Schöne Grüße,
Klaus Kohrt
Da sitze ich heute früh am Computer und entscheide mich die Familienfotos des pommerschen Familienzweiges meines Mannes zu sortieren und dabei einige Orte und Namen im Netz zu suchen – und da stoße ich auf ihren Vortrag und finde darin die Fotos des Ehepaares Wrensch/Quandt und ihrer Kinder, die sich auch in unserem Besitz befinden. Der Großvater meines Mannes, Werner Otto Martin Dorn geb.1927 in deutsch Pribbernow, stammt von den Eltern Wilhelm Dorn und Martha Wrensch ab. Carl Friedrich Gottlieb Wrensch und Hulda Adelheit Christiane Quandt waren die Eltern von Marthas Vater Friedrich Johann Heinrich. Ich danke ihnen, das sie ihre interessanten Ausführungen öffentlich gemacht haben. Gerade habe ich mir ihren Vortrag auf Youtube angeschaut. Auch mir fehlen noch Nachweise und manche Daten konnten nur aufgrund mündlicher Überlieferung, bzw. der Daten und Notizen auf den Familienfotos ermittelt werden. Unser Großvater Werner hat übrigens öfters von einem Cousin mit Namen Helmut Wrensch erzählt. Leider habe ich damals noch nicht begonnen Notizen zu machen und unser Großvater ist leider vor einigen Jahren verstorben. Ich würde mich sehr freuen wenn wir vielleicht in Kontakt miteinander treten könnten. Mit freundlichem Gruß Tanja Johannsmeier