Sven Brümmel aus Heringsdorf hat für uns zusammengefasst, wie der Name Kaiserbäder für Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin entstanden ist.

Blick auf Heringsdorf um 1890

 

Es gab im Jahre 1990 einen öffentlichen Aufruf zur Namensfindung für den Zweckverband. Da war aber nichts vernünftiges dabei. In der Zweckverbandsversammlung machte dann Herr Koschinsky, der damalige Bürgervorsteher von Ahlbeck den Vorschlag „Kaiserbäder“, an dem sich eine ordentliche Revanchismusdebatte entzündete, letztendlich fand er aber eine deutliche Mehrheit.

Begründet wurde dies damit, dass der Kaiser hier ja früher Urlaub machte.

Die Wahl des Namens war also demokratisch legitimiert, aber in der Zeit völlig unhistorisch gewählt.

Die historisch begründete Legitimation nachzureichen, war dann Aufgabe des Marketings und bei dem ein oder anderen Ortshistoriker.

Es haben sich dann Narrative herausgebildet:

Elisabeth Staudt mit Kaiser Wilhelm II. Public domain, via Wikimedia Commons

– die wilhelminisch geprägte Bäderarchitektur in allen drei Seebädern als verbindliche Klammer,
– Heringsdorf als einstiges mondänes Seebad mit entsprechendem Hochadel seiner Zeit als Besucher und Eigentümer,
– die Besuche der Kaiser bzw. zuvor als Kronprinzen mit besonderer Berücksichtigung der Besuche bei Frau Konsul Staudt durch Kaiser Wilhelm II. in Jahren 1908 bis 1912. Diese Besuche wären auch fortgesetzt worden. 1913 lag Frau Konsul mit gebrochenem Bein in Heringsdorf und empfing den Kaiser daher nicht,
– Kaiser Wilhelm I. hatte einst als junger Prinz zusammen mit seinem Bruder Carl im Jahre 1820 (5. Juni) den Namen Heringsdorf gegeben,
– wiederum hatte er der offiziellen Ortsgründung 1879 zugestimmt,
– die Seebrücke durfte ab 1893 auch den Namen Kaiser-Wilhelm-Brücke tragen, was wiederum sein Enkel Kaiser Wilhelm II. bestätigte,
– die Evakuierung der königlichen Familie des Kronprinzen Friedrich 1866 nach Heringsdorf, da ansonsten der spätere Kaiser Friedrich keinen Kontakt zu Heringsdorf hatte,
– die Einweihung der Kaiser-Wilhelm-Kinderheimes in Seebad Ahlbeck durch das Kaiserpaar im Jahre 1913,

– und natürlich das Selbstverständnis mit dem Namen ein Alleinstellungsmerkmal zu haben.

Als im Jahre 2004 auch im Zuge der Gemeindefusion der Gemeinden Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin die neue Gemeinde den Namen „Dreikaiserbäder“ nach Lesart des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern tragen sollte, bildete sich aber ein Widerstand in der Bevölkerung, der dazu beitrug, dass der Name als offizieller Gemeindename durchfiel.

So gibt es denn heute die Gemeinde Ostseebad Heringsdorf mit den Seebädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck sowie den Dörfern Alt Sallenthin, Neu Sallenthin, Sellin und Gothen. Die vormaligen Orte Neukrug und Neuhof werden nicht offiziell geführt.

Karte der Kaiserbäder User:Alexrk2, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Der damalige Zweckverband ist heute der Eigenbetrieb der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf und trägt die Bezeichnung „Kaiserbäder Insel Usedom“.

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