Von Norbert Lorenz, Reutlingen

Wenn über engagierte Heimatforscher aus Vorpommern gesprochen wird, fällt ein Name immer wieder: Alfred Rubarth. Sein Lebenswerk ist geprägt von tiefem historischem Interesse, akribischer Quellenarbeit und einer beeindruckenden Fähigkeit, vergangene Lebenswelten lebendig werden zu lassen. Besonders in der pommerschen Genealogie und der maritimen Geschichtsforschung hat er sich einen festen Platz erarbeitet.

Georg  Alfred Gustav Rubarth *Flensburg 10.01.1914 +Itzehoe 09.03.2007, Foto: Jürgen Zechow

Von 1924 bis 1935 besuchte Alfred Rubarth das Staatliche Gymnasium und Realgymnasium in Flensburg und legte am 2. Mai 1933 sein Abitur ab.
Anschließend absolvierte er eine zweieinhalbjährige Banklehre bei der Flensburger Filiale der Vereinsbank in Hamburg. Am 1. März 1938 wurde er
an die Zentrale der Bank in Hamburg versetzt, wo er überwiegend in der Auslandsabteilung tätig war.

Ab dem 1. Juni 1946 arbeitete er als Buchhalter in einer Hamburger Lebensmittelgroßhandlung. Am 10. Juli 1950 kehrte er zur Vereinsbank in
Hamburg zurück. Dort erhielt er am 12. Februar 1954 Handlungsvollmacht und am 1. Januar 1965 Prokura. Gleichzeitig wurde er mit der Leitung der
Organisationsabteilung betraut, die er bis zur Fusion der Bank mit der Westbank Hamburg-Altona im Jahr 1974 innehatte.
Seit dem 9. Januar 1959 bis zu seiner Pensionierung am 1. April 1979 war er zudem Geschäftsführer der UNION Verwaltungs- und Treuhand-GmbH, einer
Tochtergesellschaft der Bank. Von 1955 an wohnte er in Hamburg-Fuhlsbüttel und zog nach seiner Pensionierung nach Itzehoe. Am 16. Oktober 1943 heiratete er Juliane Trawöger, geboren am 13. Januar 1915 in Traunkirchen, Österreich.

Alfred Rubarth hat seine Ahnenfolge väterlicherseits veröffentlicht im SEDINA-ARCHIV, Bd. 6, H.4/1985 und H.1/1986.

Ein Forscher mit Leidenschaft für Pommern

Unser Mitglied Jürgen Zechow (Güstrow) teilte mir mit, dass er mit Alfred Rubarth noch bis kurz vor seinem Tod Informationen ausgetauscht hat. Er habe ihn als einen immer neugierigen und hilfsbereiten Menschen kennengelernt und berichtet:

Rubarth begann seine Familienforschung etwa 4 Jahre vor seiner Pensionierung, die im Jahr 1979 erfolgte. Er forschte zunächst zu seiner Familie Rubarth aus Vorpommern, der er selbst entstammte. Seine Aufzeichnungen begannen in den Anfangsjahren des 17. Jahrhunderts in Vorpommern. Dabei fanden auch andere Familien sein Interesse.

Im Selbstverlag erschienen so „Die Familien Rubarth aus Vorpommern“ und „Das Geschlecht Wallis – eine Stammfolge aus Vorpommern“. Auch andere Familienforschungen wurden mit kleinen Schriften abgeschlossen, wie die Geschichte des Glockengießers Simon Zach, der aus der Schweiz nach Stralsund kam.

Durch die natürlichen Gegebenheiten im nördlichen Teil Vorpommerns waren die Familien von jeher mit der Schifffahrt verbunden. Und so erfolgte eine umfangreiche Erfassung der Handelsflotten, ihrer Schiffer und Kapitäne der vorpommerschen Städte im 19. und teilweise im 18. Jahrhundert. Auch zu den Reedern wurden Nachforschungen angestellt. So erschienen die Bücher zu den Flotten von Stralsund, Barth, Greifswald, Wolgast und Anklam ebenfalls im Selbstverlag.

Seine Arbeiten sind bis heute wertvolle Grundlagen für Heimatforscher, Historiker und Familienforscher. Der Nachlass umfasst die umfangreiche Kommunikation mit Familien, Ämtern und Institutionen.

Das Geschlecht Wallis – Eine Stammfolge aus Vorpommern“

Mit der dritten verbesserten Auflage legte Alfred Rubarth 1999 eine sorgfältig erarbeitete genealogische Darstellung der Familie Wallis vor, deren Ursprung auf der Sundischen Wiese bei Barth liegt.

Diese umfangreiche genealogische Studie gliedert die Familie Wallis in sechs Stämme und verfolgt ihre Nachkommen über mehrere Jahrhunderte hinweg. Das Werk basiert auf intensiver Quellenarbeit und verdeutlicht Rubarths Anspruch, Genealogie nicht nur als Aneinanderreihung von Daten, sondern als Erzählung von Lebenswegen und sozialen Zusammenhängen zu verstehen.

Die Stammfolge ist als Digitalisat öffentlich zugänglich und wird von Familienforschern bis heute gerne genutzt. Darüber wird in einem weiteren Blog-Beitrag noch ausführlicher berichtet.

https://archive.org/details/rubarthalfred-dasgeschlechtwallis-einestammfolgeausvorpommern1999/page/n1/mode/2up

Maritime Geschichtsforschung: Pommern und seine Segelschiffe

Neben der Genealogie galt Rubarths zweite große Leidenschaft der Seefahrtsgeschichte Vorpommerns. Er dokumentierte die Welt der vorpommerschen Segelschiffe, ihre Kapitäne und die oft dramatischen Schicksale auf der Ostsee und den Weltmeeren. Als hervorragender Kenner maritimer Archive trug er viele bislang kaum bekannte Details zutage.

Durch seine Veröffentlichungen und Sammlungen gelingt ein Blick in eine Zeit, in der Orte wie Greifswald, Stralsund, Barth oder Wolgast wichtige Knotenpunkte der Handelsschifffahrt waren. Er verfolgte und dokumentierte vor allem die Schicksale derjenigen, die als Seefahrer, Schiffer und Kapitäne gedient und oftmals ihr Leben auf hoher See gelassen haben.  Rubarth schuf damit ein lebendiges Bild der Seefahrerfamilien, die über Generationen eng mit der Region verbunden waren.

Wichtige Veröffentlichungen von Alfred Rubarth

  1. Die Schiffe der Wolgaster Handelsflotte 1774–1920
    • Selbstverlag Alfred Rubarth, Itzehoe, 2000.
    • Wird rezensiert in „Baltische Studien“, N.F., Bd. 89
  2. Die Schiffe der Greifswalder Handelsflotte 1780–1906
    • Itzehoe: Selbstverlag Alfred Rubarth, 1998.
  3. Die Barther Segelschiffe und ihre Kapitäne 1815–1914
    • Itzehoe: Selbstverlag Alfred Rubarth, 1998.
  4. Stralsunds Segelschiffe, ihre Kapitäne und Schicksale 1800–1920
    • Itzehoe: Selbstverlag Alfred Rubarth, 1998.

Seine im Selbstverlag und in geringer Auflage erschienenen Veröffentlichungen sind heute leider vergriffen und nur in einigen Bibliotheken vorhanden oder mit Glück antiquarisch erhältlich.

 Bedeutung für heutige Forschung

 Alfred Rubarths Arbeiten sind weit mehr als private Leidenschaft – sie stellen einen bedeutenden Beitrag zur regionalhistorischen Dokumentation Vorpommerns dar. Durch seine sorgfältige Quellenarbeit bleiben viele genealogische und maritime Details erhalten, die ohne ihn verloren gewesen wären.

Sein Werk zeigt, wie wichtig lokale Forschung ist, um die großen historischen Zusammenhänge nachvollziehen zu können. Für alle, die sich mit pommerscher Geschichte beschäftigen, bleibt Rubarth daher eine unverzichtbare Referenz.

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