Unser Mitglied Matthias Beulke hat im August 2025 gemeinsam mit seiner Frau eine eindrückliche Reise nach Pommern unternommen – vom Besuch eines Ritterguts mit besonderem genealogischen Hintergrund bis zum Besuch bei der deutschen Minderheit in Lebork. Er berichtet über seine Erlebnisse:

Ein Gutshaus mit Geschichte

Ein Höhepunkt war für uns die Übernachtung im Gutshaus Bychow, etwa 30 Kilometer nördlich von Lebork und 75 Kilometer westlich von Danzig. Das Gutshaus, eingebettet in die malerische Natur, bietet eine ruhige Abgeschiedenheit, fernab des hektischen Touristenstroms.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Gutshof, zusammen mit dem Guts- und Parkkomplex, zum Teil schwer beschädigt. In den 1950er und 1960er Jahren begann der fortschreitende Verfall der Ruine. Glücklicherweise erfuhr das Herrenhaus 1989 eine umfassende Rekonstruktion und wurde wiederaufgebaut. Heute beherbergt es ein kleines Hotel. 

Das Gutshaus Bychow

Der Gutspark in Bychow ist im polnischen Denkmalregister eingetragen. Der Park erstreckt sich auf eine Fläche von 5,5 ha. Es gibt einen alten Baumbestand, teilweise sind es Naturdenkmäler. Der älteste Baum ist eine Stileiche, ca. 480 Jahre alt. 

Genealogische Spurensuche in Bychow  

Das Rittergut Bychow war zeitweise im Besitz derer VON LÜBTOW, Vorfahren meiner Großmutter mütterlichseits.

Laut dem „Grund- und Hypothekenbuch des Ritterguts Bychow 1778-1820“ erbte der preußische Major Michael Gottlieb von Lübtow 1836 das Gut von seinem Vater Matthias Ernst von Lübtow.  

Michael Gottlieb hatte 1787 ein Gesuch an König Friedrich Wilhelm II. verfasst, in dem er seine militärischen Verdienste schilderte und um eine Belohnung bat. Darin schildert er seine langen Dienste, angeschlagene Gesundheit und seine schwierige Lage als ehemaliger Major – die ihm schließlich das Gut als Gratifikation sicherte.  

Wer kann mir helfen, die Herkunft dieser Akte zu ermitteln?

Ein Auszug aus dem Gesuch vom 1. Februar 1787:  

„…Ich habe über 40 Jahre bei dem Regiment von Romberg gestanden und diese Zeit mit Beifall Seiner Majestät und aller meiner Oberen gedient… Ohne Brot, ohne königliche Unterstützung, ohne Vermögen ward ich nebst meiner Frau und 3 Kindern der Bedürftigkeit überlassen… Urteile Eure Majestät, wie gram und sorgenvoll das Leben eines alt gewordenen Soldaten sein muss…“  

Sein Neffe, Freiherr Johann Friedrich VON BYCHOW (* um 1760 – ca.1820), hatte eine Liaison mit der Stallmagd Catharina KORF auf seinem Gut in Koppalin. Aus dieser Verbindung stammt die am 15. April 1805 geborene Eleonore Korf, meine Ur-Ur-Ur-Großmutter, die später Johann Nikolaus HINRICHSEN heiratete. Das Paar hatte mindestens drei Kinder und zog später nach Schleswig an der Schlei. Die Daten kann ich auf Anfrage gerne zur Verfügung stellen (MatthiasBeulke@t-online.de).

Die Besitzverhältnisse wechselten mehrfach, Eigentümer waren vom frühen 19. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die Familien WEGELY, BARTZ, KOZICZKOWSKY, DUNCKER und VON SYDOW. Der letzte deutsche Besitzer war ab 1905 der Landwirt Oskar von Sydow.  

Ein Besuch bei der deutschen Minderheit in Lebork

Der 2. Tag unserer Reise stand im Zeichen der Feier zum 30. Jährigen Jubiläum des Verbandes der Deutschen Minderheit in Lebork, dem früheren Lauenburg in Pommern.

Der Verband der Deutschen Minderheit in Polen, seit 1991 offiziell anerkannt, erhält durch die polnische Verfassung einen besonderen Schutz ihrer Rechte. In der Region Stolp, Lauenburg i. Pom. und Gydinia (dem früheren Gdingen) leben nur wenige Deutsche, die aus verschiedenen Gründen nach 1945 dort geblieben oder geboren wurden. Die deutsche Minderheit engagiert sich aktiv durch zahlreiche Veranstaltungen und Feste, um ihre Geschichte und Kultur zu bewahren und zu fördern, zudem bietet sie den Mitgliedern Unterstützung an. 

Die Feier begann mit einem Gottesdienst in der Sankt Jakobi-Kirche, anschließend fand eine Kranzniederlegung am deutschen Gedenkstein und Lapidarium auf dem ehemaligen Friedhof in Lebork statt. Die eigentliche Feier fand in einem Restaurant am Stadtrand statt, etwa 60 Personen hatten sich eingefunden. Es gab ein Grußwort des Bürgermeisters, eine Präsentation über die Arbeit und Aktivitäten der Ortsgruppe, eine Vorführung einer kaschubischen Trachtentanzgruppe und gutes Essen. Es war eine gute Gelegenheit, um mit den Deutschen in Lebork in Kontakt zu kommen.