“Was mir der Himmel hat an Schönheit nicht gegeben, das hat ersetzt Verstand und Tugend in meim’ Leben”
Überarbeitet Februar 2021
Sibylla Schwarz (* 14. Februar 1621 in Greifswald; † 31. Juli 1638 ebenda) muss wohl ein außergewöhnliches „Persönchen gewesen, sein, sie schrieb mit 13 Jahren unter anderem Liebesgedichte, die manchen Erwachsenen neidisch werden lassen. Die Tochter des Greifswalder Bürgermeisters Christian Schwarz und der Regina Völschow (zur Familie) wurde von einem Hauslehrer unterrichtet und lernte auch Latein und Niederländisch. Die Mutter starb, als Sybilla neun Jahre alt war und Goedeke(1) schreibt: dann musste sie den Haushalt versehen. Und trotzdem schrieb sie – wohl heimlich – Gedichte, die später hoch gelobt wurden. Wegen des 30jährigen Krieges musste die Familie Greifswald verlassen, lebte auf dem Landgut Fretow und dann in Stralsund. Sybilla starb im Alter von erst 17 Jahren an den Folgen eines Dysenterie (Durchfallerkrankung).
aus: Ein Gesang wieder den Neidt
Hatt zwar die Mißgunst tausendt Zungen / Und mehr dan tausend ausgestreckt / Und kompt mit macht auf mich gedrungen / So werd ich dennoch nicht erschreckt; Wer Gott vertrawt in allen dingen / Wird Weldt / wird Neidt / wird Todt bezwingen.
Hör ich gleich umb und umb mich singen Die sehr vergifftete Siren; So soll mich dennoch nicht bezwingen Ihr lieblichs Gifft / und hell gethön; Ich will die Ohren mir verkleben / Und für sie frey fürüber schweben.
Von den Originalbänden ihrer Dichtungen gibt es weltweit nur noch wenige Exemplare, darunter in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel , diese sind jetzt digitalisiert worden und somit online zur Verfügung gestellt worden:
Sibylle Schwarzin Deutsche poetische Gedichte
Im Januar berichteten wir dass der erste Band der zweibändigen Werkausgabe als Hardcover und als Paperback erschienen.
Als Transkription: Gedichte online
Oelrichs über das “Gelehrte pommersche Frauenzimmer“
(Oelrichs, Johann Karl Konrad: Historich-Diplomatische Beyträge zur litterarischen Geschichte, fürnehmlich des Herzogthums Pommern. Nebst einer umständlichen Historich-Diplomatischen Untersuchung des Herzogs von Pommern Swantibor III…,Berlin 1790)
Leider gibt es jetzt in Greifswald Dispute um das Geburtshaus, das sich in Privatbesitz befindet und seit Jahren immer weiter verfällt. Es steht zwar unter Denkmalschutz, doch Bauanträge zur Sanierung sind bisher nicht erfolgt. Damit ist es eines der wenigen nicht sanierten Häuser in diesem Bereich. Es wäre doch eine Schande, wenn ein Wohnspeicherhaus so viele Jahrhunderte und Kriege überstanden hat und nun verkommt. Eine Verwendung im Gedenken an Sybilla Schwarz wäre ein würdevolles Andenken. (Artikel in der NWZ zum Haus vom 14.05.2013)
Seit 2013, der Erstveröffentlichung dieses Artikels, hat sich die Situation des Hauses leider nicht verändert. Im Jahre 2019 wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet.
M.Ott