Vineta ist der Name einer sagenumwobenen Stadt an der vorpommerschen Ostseeküste, die auch als das „Atlantis der Ostsee“ bezeichnet wird. Es gibt keinen eindeutig belegten Standort für Vineta, und die genaue Lage wird seit Jahrhunderten diskutiert.

Die Vineta-Sage:

Die Blütezeit Vinetas: Vineta wird als eine Stadt von unvergleichlichem Reichtum und Glanz beschrieben. Ihre Einwohner waren wohlhabende Kaufleute und Handwerker, die durch den Handel mit fernen Ländern zu großem Reichtum gelangten. Die Straßen waren mit Gold gepflastert, die Häuser waren prächtig, und die Stadt besaß einen riesigen Hafen, in dem Schiffe aus aller Welt anlegten. Die Vinetaner lebten in Saus und Braus, feierten opulente Feste und huldigten dem Überfluss.

Vineta auf der Matrikelkarte von Koserow und Damerow, 1693, Quelle: Landesarchiv Greifswald, Rep.6a CIb 28

Der Hochmut und die Sünden: Mit dem Reichtum kam jedoch auch der Hochmut. Die Vinetaner wurden überheblich, arrogant und demütigten Fremde. Sie prahlten mit ihrem Wohlstand und vergaßen die Demut. Es wird erzählt, dass sie so reich waren, dass sie Wein nicht aus Bechern, sondern aus vergoldeten Wassereimern tranken, und dass sie Brot nicht mehr aßen, sondern als Fußschemel benutzten oder damit ihre Schuhe putzten. Sie spotteten über Arme und Schwache und lebten in maßloser Verschwendung. Ihre Gottlosigkeit und ihr ausschweifendes Leben erreichten einen Höhepunkt.

Die göttliche Warnung und die Weissagung: Einige Versionen der Sage erzählen von Warnungen, die den Vinetanern durch weise alte Männer oder sogar durch den Tod selbst zuteilwurden. Manchmal erscheint ein Mönch oder ein alter Fischer, der die Bewohner vor ihrem frevelhaften Leben warnt und ihnen die drohende Strafe Gottes vorhersagt. Doch die Vinetaner lachen nur über die Warnungen und ignorieren sie.

Der Untergang: Die Strafe ließ nicht lange auf sich warten. In einer stürmischen Nacht, oft als eine besonders heftige Sturmflut beschrieben, brach das Unheil über Vineta herein. Das Meer riss die Stadt in seinen Bann. Die Wellen peitschten gegen die Mauern, und innerhalb kürzester Zeit versank die gesamte Stadt mit all ihrem Reichtum und ihren Bewohnern in den Fluten. Nichts blieb übrig als das tobende Meer.
Das Nachleben der Sage: Die Sage besagt, dass Vineta nicht für immer verloren ist. Es heißt, dass man an bestimmten Tagen, oft zu Neumond oder in der Johannisnacht, die Glocken der versunkenen Stadt vom Meeresgrund her läuten hören kann. Manche sagen auch, dass man die Stadt selbst alle hundert Jahre für einen kurzen Moment aus den Fluten auftauchen sehen kann, oft als geisterhaftes Glühen oder als schemenhafte Umrisse. Wer die Glocken hört oder die Stadt sieht, soll ein Sonntagskind sein oder ein reines Herz besitzen. Allerdings sollte man sich ihr nicht nähern, da man sonst selbst ins Verderben gerissen werden könnte.

Historiker und Archäologen vermuten den Ursprung der Sage in einer tatsächlich existierenden, bedeutenden Handelsstadt des frühen Mittelalters, die in historischen Chroniken oft unter Namen wie Jumne, Jomsburg oder Julin erwähnt wird.

Wollin, Lithographie aus der Zeit vor 1846 in Pomerania – Geschichte und Beschreibung des Pommernlandes

Es gibt mehrere Theorien und Kandidaten für den Standort des historischen Vineta:

    • Wollin (Polen): Dies ist die am häufigsten genannte und archäologisch am besten belegte These. Ausgrabungen auf der polnischen Insel Wollin haben Überreste eines großen Handelsplatzes aus dem 10. bis 12. Jahrhundert zutage gefördert, darunter Hafenanlagen und Funde, die auf weitreichende Handelsbeziehungen hindeuten. Viele Wissenschaftler sehen in dieser slawischen Frühstadt den historischen Kern der Vineta-Sage.
Wineta aus dem Theatrum orbis terrarum / Abraham Ortelius von 1573
  • Koserow/Damerow (Usedom): Auch die Insel Usedom, insbesondere das Gebiet um Koserow und dessen damaliges Vorwerk Damerow, wird als möglicher Standort genannt. Es gibt das „Vinetariff“ (eine Untiefe) vor Koserow, das in Zusammenhang mit der Sage gebracht wird.
  • Ruden/Peenemünder Haken: Dieses Gebiet vor der Peene-Mündung und Usedom wurde im 17. Jahrhundert auf einigen Karten als Vineta verzeichnet.
  • Barth: In den 1990er Jahren brachten deutsche Forscher die Stadt Barth ins Spiel, basierend auf der Annahme eines möglicherweise veränderten Oderlaufs im Mittelalter.

Obwohl die genaue Lage von Vineta bis heute ein Rätsel bleibt, hat die Sage die Region stark geprägt und ist ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes Vorpommerns. Es gibt eine Vineta-Stadt (Barth), Vineta-Festspiele in Zinnowitz, ein Vineta-Museum und der Ort ist Namensbestandteil vieler Hotels, Ferienparks und Gaststätten.

Literatur: https://de.wikipedia.org/wiki/Vineta

https://www.kulturwerte-mv.de/Landesarchiv/Archivalien/Bisherige-Beitr%C3%A4ge/2009-09-Vineta-auf-einer-Karte-schwedischer-Landmesser/  

https://igel-usedom.de/sagen-und-geschichten/vineta.html

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