Der mächtige Orkan, der in den Tagen vom 10. bis 12. d. M. in ganz Deutschland wüthete, hat bekanntlich an nicht wenigen Orten bedeutenden materiellen Schaden angerichtet, nicht zum wenigsten auch in der Reichshauptstadt. Am empfindlichsten dürfte aber doch wohl Stettin betroffen worden sein.
Die Jacobikirche in Stettin nach dem Orkan vom 12. d. Mts. (Februar 1894)
Die „Baltenschule“ war eine deutsche Privatschule mit angeschlossenem Internat, die 1919 in Misdroy (heute Międzyzdroje in Polen) auf der Insel Wollin gegründet wurde. Ihre Entstehung ist eng mit den dramatischen politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg im Baltikum verbunden.
Nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches 1917/18 entstanden neue unabhängige Staaten wie Estland und Lettland. Für die dort seit Jahrhunderten ansässigen Deutschbalten – deutschsprachige Bewohner der baltischen Gebiete – bedeutete dies das Ende ihrer jahrhundertealten privilegierten gesellschaftlichen Stellung. Viele sahen sich zur Flucht nach Deutschland gedrängt, besonders nach der bolschewistischen Revolution und den nachfolgenden bewaffneten Konflikten. Insgesamt nahm Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg fast 7.000 deutschbaltische Flüchtlinge auf.
Mit großer Betroffenheit und tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser Ehrenmitglied und langjähriger Wegbegleiter Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger im September 2025 in Berlin verstorben ist. Prof. Wallschläger war seit der Gründung Mitglied unseres Vereins, prägte Generationen von Genealogen, gestaltete unsere Forschung maßgeblich und setzte sich mit herausragender Leidenschaft für die pommersche Familienforschung ein.
Er hinterlässt uns ein reiches Erbe – seine Publikationen, Datenbanken, Online-Ortsfamilienbücher und sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement werden unsere Arbeit weiterhin bereichern. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihn kannten. Der Pommersche Greif verliert mit Prof. Wallschläger einen einmaligen Forscher, Mentor und Freund.
Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten.
Für den Vorstand des Pommerschen Greif e. V.
André Marten, 1. Vorsitzender
Im Oktober 2024 wurde er von der DAGV als „Verdienter Genealoge“ ausgezeichnet. André Marten hielt die folgende Laudatio:
Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger wurde am 13. Juli 1947 in Grevesmühlen als Sohn Heimatvertriebener geboren. Zur Familienforschung kam der Universitätsprofessor im Jahre 1996 und konnte seinen Vaterstamm bis ins Jahr 1666 mit Herkunft im Kreis Cammin in Pommern erforschen.
Prof. Wallschläger ist Mitglied im Pommerschen Greif e. V. seit Gründung des Vereines am 7. November 2000. Seither ist er ebenfalls Ansprechpartner für den Kreis Cammin. Seinem großen Wissen und seinem unermüdlichen Forschungsdrang war es zu verdanken, dass Wallschläger im Jahre 2005 den Sonderband des Pommerschen Greif e. V. Nr. 3 „Der Kreis Cammin“ herausbrachte, eine Anleitung für die Orts- und Familienforschung im Kreis Cammin in Pommern, 211 Seiten stark. Da die Nachfrage dieses Werkes so groß war, veröffentlichte der Verein eine zweite digitale Auflage sowie eine dritte, erweiterte und überarbeitete Auflage als Sonderband Nr. 20 im Jahre 2022 mit inzwischen 268 Seiten.
Von 2013 bis 2016 war Wallschläger der erste Vorsitzende des Vereins und bereits vorher als stellvertretender Vorsitzender tätig. 2015 führte er durch die Übernahme der umfangreichen Pommernbibliothek der Ostsee-Akademie Lübeck-Travemünde in die Bibliothek des Pommerschen Greif zwei für die Pommernforschung wichtige Bibliotheken zusammen.
Als 2018 der Zeitschrift „Pommern“ drohte, der Konkursmasse zum Opfer zu fallen, war es Hans-Dieter Wallschläger, der die Zeitung davor bewahrte und diese nun vorläufig vom Verein Pommerscher Greif e. V. getragen wurde. Bis Ende 2023 begleitete Hans-Dieter Wallschläger die Zeitschrift zur Überleitung an eine Stiftung, die fortan diese wichtige geschichts- und kulturwissenschaftliche Zeitschrift betreut.
2019 dann wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des Vereines „Pommerscher Greif e. V.“ verliehen.
Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger bemühte sich über viele Jahrzehnte um die Menschen, die im Kreis Cammin lebten und wirkten, erstellte Datenbanken sowie mehr als zehn Online-Ortsfamilienbücher und versuchte, vernichtete Kirchenbücher mittels Sekundärquellen zu rekonstruieren. Zudem befasste er sich intensiv mit der Glaubensgemeinschaft der Altlutheraner im Kreis Cammin, aber auch in den umliegenden Kreisen.
Zudem übernahm Hans-Dieter Wallschläger den Vorsitz des Heimatkreisausschusses Kreis Cammin im Jahre 2002 bis zu dessen Auflösung.
Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger nahm bis vor kurzem in der Regel als Ehrenmitglied und in beratender Weise an den Vorstandssitzungen des Pommerschen Greif teil. Er lebte in Berlin und forschte weiterhin mit großer Leidenschaft, trotz gesundheitlicher Einschränkung.
Ausschnitt aus „Landkarte des Herzogtums Vor- und Hinterpommern aus dem Jahr 1794“ in Christian Friedrich Wutstrack. „Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung des Herzogtums Vor- und Hinterpommern. 2. berichtigte Auflage, Stettin 1795
Anstoß für diesen Beitrag gab vor kurzem meine Forscherkollegin Margret Ott, die, wohlwissend, dass meine Vorfahren aus Zwilipp stammen, mir folgende Zeitungsnotiz zuschickte und dabei direkt nachfragte: „Kennst du diesen Artikel eigentlich schon und kannst du das Paar zuordnen?“
„Aus Pommern, 6. Jan. In Zwilipp feierte ein Altsitzerpaar die diamantene Hochzeit. Der Mann zählt 90 Jahre, die Frau 75 Jahre. Etwa 100 Nachkommen sind vorhanden“, so lautete die kurze Nachricht, die in der Kölnischen Zeitung am 10. Januar 1893 in der Rubrik „Vermischte Nachrichten“ erschienen war.
Ja – der Jubilar, ein Kummrow, gehöre tatsächlich zu meinem ‚erweiterten‘ Familienkreis, und seine Gattin, eine geborene Rackow, sei bei der Heirat aufgrund besonderer Umstände noch ein „halbes Kind“ gewesen – so viel konnte ich aus dem Stegreif mitteilen, aber für genauere Infos wolle ich dann doch lieber noch meine Unterlagen sichten.
Erinnerungen an Großvater – Der pommersche Dragoner
Vorsichtig . „Du, ich habe heute Nacht geträumt, daß mein Mann ertrunken ist!“ „dann wird es allmählich Zeit, daß ich mich zurückziehe!“ Aus: Simplicissimus, Specialnummer „Im Bad“ 5.8.1907, 12. Jahrgang No. 19. Zeichner: Ernst Heilemann
Badesaison morte
Die Saison ist nun zu Ende
Und die schöne Zeit vorbei!
Von Misdroy bis nach Ostende
spürst du nichts von Tyrannei
Mehr der Wirthe, die sonst grausam
preßten aus jedweden Gast,
Kurfamilien, die sich trausam
fürchteten vor ihnen fast.
Aus ist’s mit dem Badezauber,
Nord- und Ostsee packet ein!
Harte Beefsteaks, harte Betten
können mir gestohlen sein.
Euere Wellen, das ist wichtig,
hab’n das Rückgrat mir gestählt,
An App’tit – und das ist richtig –
hat es auch mir nicht gefehlt.
Doch die Table d’hôte-Beschwerden
sie sind nimmer zu kurir’n;
Ja, es ist um toll zu werden
und zum Magen ruinir’n!
Im frühen 19. Jahrhundert, als Europa unter den napoleonischen Kriegen ächzte, fasste Dr. Georg Friedrich Büttner in Rügenwalde einen kühnen Plan: An der Mündung des örtlichen Flusses sollte ein Seebad entstehen. Was heute selbstverständlich erscheint, war damals ein gewagtes Unterfangen. Die Staatskassen waren durch die Kriegskosten geleert, die Städte kämpften ums Überleben, und niemand dachte an Luxus wie Kurbäder.
Doch Büttner ließ sich nicht entmutigen. Mit diplomatischem Geschick wandte er sich direkt an den König und bat um die Erlaubnis, eine große Scheune vom Schlosshof nutzen zu dürfen. Als die königliche Genehmigung eintraf, machte sich der findige Arzt ans Werk: Die Scheune wurde Balken für Balken abgetragen und an der Flussmündung als erstes Badehaus wieder errichtet.
Der Verein Denkmal Pomorze wies auf Facebook am 29.08.2025 mit folgenden, hier übersetzten Worten, auf die beeindruckende Arbeit von Anna Koc hin, die die Neue Synagoge in Stettin wieder zum Leben erweckte.
Die Orgel 1914, Walcker, Public domain, via Wikimedia Commons
Erlebe die virtuelle Rekonstruktion der Neuen Synagoge in Stettin! Das historische Spaziergangsprojekt wurde von Anna Koc, Mitglied von Denkmal pomorze, konzipiert. Es ist nicht ihre erste Arbeit dieser Art – in ihrem Portfolio befinden sich die Quistorptürme, die Westendbrücke sowie die Geschichte von Eckerberg, bei der Łona als Sprecher fungierte. Es ist bekannt, dass Denkmal Pomorze solche Geschichtsenthusiasten in seinen Reihen hat – das ist einer der Gründe, sich uns anzuschließen.
Anlässlich des 150. Jubiläums der Einweihung der Neuen Synagoge an der Grünen Schanze, heutigen Straße Zielony Szaniec (heute Dworcowa) präsentieren wir eine digitale Rekonstruktion dieses Ortes, der über mehr als 60 Jahre ein wichtiges spirituelles und kulturelles Zentrum im damaligen Stettin war.
Der Film entstand aus dem Wunsch, dieses Kapitel der Stettiner Geschichte wieder ins Gedächtnis zu rufen, Brücken zwischen jüdischer, polnischer und deutscher Kultur zu bauen und das einzigartige Erbe synagogaler Architektur und Musik vor dem Vergessen zu bewahren.
Es war ohne Zweifel eines der schönsten Gebäude in Stettin und Pommern, in dem außerdem großartige Musik erklang. Lernt die gesamte Geschichte kennen und besucht unsere Konzerte! Was es nicht mehr gibt, kann man hier wieder sehen und hören – mit Respekt für Geschichte und Erinnerung.
Archivrecherche, Konzept, Animation und 3D-Modell, Regie und Schnitt: Anna Koc
Instrumentenwissenschaftliche Beratung und Aufnahme des Soundtracks: Jakub Stefek
Archivrecherche, fachliche Beratung, Text und Sprecher: Michał Dębowski
Ein besonderer Dank geht an Herrn Paweł Gut vom Staatsarchiv Stettin für die Materialvorbereitung.
Das Projekt wurde finanziell von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit unterstützt. Die Veranstaltung wurde mitfinanziert von der Stadt Szczecin.
Lesen Sie hier die deutsche Übersetzung der Untertitel des Films (Eigennamen ohne Gewähr):
Erste Seite des Sterberegisters aus Stolp/Słupsk, Quelle Archiwum Diecezji Koszalińsko-Kołobrzeskiej, sygn. 98
Im Band 124 (2025) der „Archiwa Biblioteki i Muzea Koscielne“ veröffentlichte der Leiter des Diözesanarchivs Köslin-Kolberg Dr. Tadeusz Ceynowa den Beitrag
Der Artikel bietet einen umfassenden Überblick über den Umfang der im Diözesanarchiv Köslin lagernden Kirchenbücher, ihren Erhaltungszustand und ihre Digitalisierung.
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