Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Heimatgeschichte Lassan e.V. , Bernd Jordan (informative Internetseite der Gemeinschaft) begann den Samstag mit seinem Vortrag über Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan/Vorpommern –
Carl von Behr auf Pinnow, die Familien von Caprivi (Wahlendow), von Quistorp (Krenzow) (verwandt mit Wernher von Braun), von Lösewitz (Lentschow), Hoene (Lippnow) und von Buggenhagen wurden so z.b. vorgestellt mit vielen alten Fotos aus den jeweiligen Familien und von der alten Pracht der Gutshäuser. Das umfangreiche Detailwissen des Vortragenden war beeindruckend und liess die alte Zeit wieder lebendig werden. Das Buch zum Thema erschien 2007 in der Reihe „Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte” als Heft 9 : Berge, Klaus / Jordan, Bernd: “Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan” , es ist leider vergriffen und es wäre schön, wenn es als Digitalisat zur Verfügung gestellt werden könnte.
Einen ganz anderen Blick auf das Landleben in Pommern entfaltete Dr. Bodo Koglin mit „Hölkewiese in Pommern ganz oben“. (Der Titel bezieht sich auf die geographische Lage).
Er, der Berliner, war als Ferienkind und dann in der Kriegszeit immer wieder in diesem kleinen Dorf im Kreis Rummelsburg und berichtete sehr anschaulich vom bäuerlichen Alltag, und den Pflichten für jung und alt im Jahreslauf. Die meisten von uns werden bäuerliche Vorfahren in Pommern gehabt haben – ein sehr informatives Kaleidoskop mit Tätigkeiten und Geräten, die man heute so teils gar nicht mehr kennt.
Eine wenig bekannte Quelle aus Koglins Vortrag: Die Dissertation von Walter Nahmmacher , erschienen in Halle-Wittenberg 1937 :”Wirtschaftsweise und Wirtschaftserfolg bäuerlicher Siedler im Osten ; e. Unters. in 28 Betrieben d. Kreises Bublitz (Ostpom.), Wirtschaftsjahr 1.7.30 bis 30.6.31″
Der nächste im Reigen: Uwe Thiel ist der Autor einer prachtvollen und detailreichen Chronik über Priebkow im Kreis Neustettin : Uwe Thiel, Harry Neumann: “Priebkow – ein Rittergut in Hinterpommern“, Wie eigentlich allen Ortschronisten ist auch er mit Leib und Seele und ganz viel Herzblut an „seinem“ Ort interessiert und wusste gar nicht, wo er sich in seiner Berichterstattung einschränken konnte. Aber das Mittagessen setzte die Zäsur.
Am Nachmittag nahmen viele Teilnehmer an einer Busexkursion über die vorpommerschen Gutsdörfer teil, von der hoffentlich noch Fotos und Stimmungsbilder veröffentlicht werden können. Später dann referierte Pomerania, das finden Sie in einem eigenen Blogbeitrag.
Am Sonntag startete Hilde Stockmann den Reigen mit einer Flut an schönen sowohl aktuellen als auch historisch wertvollen Fotos aus den harten Wintern in Usedom. Sturmfluten, brechendes Eis, die harte Arbeit der Fischer und immer wieder Landverlust – die Menschen auf Usedom hatten es nicht leicht. Man merkt der Referentin in jedem Satz die Liebe zur Insel an.
Dr. Bodo Koglin berichtet über das seit mehreren Jahren laufende Projekt „Erfassung von Wehrpflichtigen”, dort sind inzwischen fast 100 000 Namen aus hinterpommerschen Kreisblättern erfasst.
Sie finden die abfragbare Datenbank auf http://pommerscher-greif.de/militaerpflichtige.html und auf http://hoelkewiese.de/Datenbanken/DBhoelke/militaerabfrage.php, dort auch die Möglichkeit, sich die Namensverteilung auf einer Karte anzeigen zu lassen. Er zeigte, auch im Vergleich mit der Hufenklassifikation 1717, wie sich die Familiennamen lange Zeit uneinheitlich schrieben. Nicht wie gedacht mit Einführung der Standesämter sondern erst ab 1900, so seine These, kann man von einer festgelegten Schreibweise der Nachnamen ausgehen.
Der Abschlussvortrag gestaltete Henry Kuritz über den Nachlass des Stettiner Mediziner Martin Bethe, der die Familiengeschichtsforschung zum Hobby hatte und 1923 die “Pommersche Vereinigung für Stamm- und Wappenkunde” aus dem Roland in Dresden heraus gegründet hat.
Bethe hatte vor dem Krieg seine genealogische Sammlung im Staatsarchiv Stettin deponiert. Die Sammlung verschwand dort nach dem Krieg und wurde angeblich in Warschau oder Posen gesichtet. Wie dieser Nachlass dann schlussendlich nach Bethes Tod 1956 an seinen eingesetzten Erben Hellmuth Bethe gelangte, erzählte H. Kuritz sehr spannend. H. Bethe verstarb (†1959) kurze Zeit nach der Rückerstattung des Nachlasses, seine Gattin Alice Bethe gab das Erbe dann an das Staatsarchiv Leipzig.
Worum es sich handelt – H.Kuritz hat diesen umfangreichen Nachlass gesichtet – und welche Pläne es gibt – an anderer Stelle mehr.