Der folgende Artikel ist ein Beispiel für die vielen verborgenen Schätze im Monatsblatt der Synode Cammin.
Am 21. Dezember 1741 übergab der alte Freischulze Martin Grambow in Granzow seinen Hof an seinen Sohn Hans Grambow. Außer diesem Sohn hatte er noch eine verheiratete Tochter Sophie verehel. Voistrin und 2 unverheiratete; Trine etwa 20 Jahre alt und Ursel etwa 17 Jahre alt. Diese 4 Geschwister mußten sich bei dem Abgang des alten Wirts auseinandersetzen. Der Wert des ganzen Inventars wurde, wie folgt, berechnet.

Die Hofwehr d. h. das lebende und tote Inventar, das zum Hofe gehörte und nie veräußert werden durfte, bestand aus 4 Pferden, 4 Kühen, 4 Schafen, 4 Schweinen, 4 Gänsen, 2 Wagen, 2 Pflügen, 4 Eggen, 4 Sielen, 2 Sensen, 2 Mistforken, 1 Axt, 1 Beil, 2 Flachsbraken (1), 1 Teigtrog, 1 Hacke, 1 Heuforke, 1 Grabforke, 1 Schneidelade nebst Zubehör, 1 Schlitten, 1 Säge, 1 großen und 1 kleinen Kessel, 2 aufgemachten Betten, 1 für den Wirt, 1 für den Knecht.
Das ganze andere Inventar mit allem Korn wird abgeschätzt auf 220 Thaler 5 Groschen.
An Schulden sind auf dem Hofe 105 Thaler. Es bleiben also zu verteilen 115 Thaler 5 Groschen.
Weil die verheiratete Tochter schon etwas vorweg hat, so wird die Sache dahin geordnet, daß auch die beiden jüngsten, Trine und Ursel zusammen 50 Gulden voraus haben sollen. Nach Abzug dieser Summe bleiben zur Verteilung unter die 4 Kinder übrig 85 Thaler 22 Groschen. Jedes Kind muß demnach erhalten 21 Thaler 11 Groschen 3 Pfennige.
Die verehelichte Voistrin erhält einschließlich des Braut-schatzes von 12 Thalern, den sie schon vorweg hat, 33 Thaler 11 Groschen 3 Pf. Trine und Ursel dagegen mit obigen 50 Gulden jede im ganzen 38 Thaler 3 Groschen 3 Pfennige. Diesen beiden noch unmündigen Schwestern werden außerdem der Müller Martin Gruel in Granzow und Peter Voigt in Lüchenthin zu Vormündern gesetzt.
Der alte Martin Grambow bleibt an des jungen Wirts Tische. Außerdem werden ihm ausgesetzt 1 Scheffel Roggen, 1 Scheffel. Gerste, 1 Viert Erbsen, 1 Birnbaum, 1 Apfelbaum, 1 Stuhl Hopfen (2). Auch wird ihm ein Pferd gefüttert, das der junge Wirt aber mit gebrauchen kann. Außerdem 2 Schafe. In Kleidung werden ihm jährlich geliefert Zeug zur Weste, Brusttuch, Beinkleidern, außerdem 2 Hemden.
Die Mutter zieht in die kleine Stube, erhält 6 Scheff. Roggen, 2 Scheff. Gerste, 1 Scheff. Hafer, 1 Viert Leinensamen gesät, 2 fette und 6 magere Gänse, 1 fettes Schwein, 2 Schafe ausgefuttert. Die Töchter erhalten bei ihrer Verheiratung noch jede 3 Gulden zu ihrem Ehrenkleide und eine freie Abendhochzeit. Auch muß der junge Wirt einer jeden 2 Unterbetten, 2 Pfühle (3), 4 Kissen, 5 Laken, 2 bunte und 2 weiße Kissenbüren (d. h. Bezüge), 1 bunte Deckbühre nebst 1 selbstgemachten Unterbettsbühre, 1 Handtuch und 3 Tischtücher mitgeben.

Wenn eine Schwester ohne Leibeserben verstirbt, so fällt das ausgemachte Hofgeld halb an den Hof und halb an die überlebenden Schwestern. Die anderen Stücke fallen sämtlich an den Hof.
Soweit die Auseinandersetzung. Wenn vor 160 Jahren das Geld auch einen höheren Wert hatte als heute, so würde doch jetzt eine Bauerntochter, auch wenn sie nicht aus einem Freischulzenhofe käme, mit 30 Thalern oder selbst mit 50 Thalern außer dem Bettzeuge nicht ausscheiden. Das „Ehrenkleid“ wird mit allem, was heutzutage drum und dran hängt (Schleppe usw.) ebenfalls nicht für fünf Gulden (etwa 18 Mark an Wert nach unserem Gelde) zu haben sein.
Eine Mahnung richtet dieses Bild aus der Vergangenheit an die Alten, die den Hof abgeben: laßt euer Altenteil ganz sorgfältig aufstellen und euch gerichtlich verschreiben. Ihr wißt nicht, wie es euch sonst gehen kann.
Strecker.
Quelle: Kirchliches Monatsblatt der Synode Cammin, 1907/12, S.50
Der Verfasser ist der in dritter Familiengeneration in Fritzow amtierende Dorfpastor Georg Franz August Strecker (1853–1938). Er publizierte eine große Zahl heimatgeschichtlicher Artikel, die größtenteils im „Kirchlichen Monatsblatt für die Synode Cammin“ erschienen (Universitätsbibliothek Greifswald) und wie viele andere durch die Pastoren verfasste Auswertungen aus Kirchenchroniken und -büchern einer breiten Öffentlichkeit verschlossen blieben. Quelle:
Versteckte Quellen zur Familienforschung im Kreis Cammin, Prof. Hans-Dieter Wallschläger
In der Hufenklassfikation 1717 wird in Granzow der Bauer Martin Grambow erwähnt.
2: Stuhl Hopfen = junge Hopfenwurzeln heissen Hopfenfächser…Die Fächser müssen mit der Oberfläche des Bodens gleich laufen, oder mit dem Obertheile höchstens nur einen Finger breit aus der Erde hervor stehen. Nach dem Einsetzen wird ein Par Hände hoch Erde darüber gescharret, und, ohne Verrückung des in die Mitte gesteckten Stöckchens, wo nähmlich die Fächser hingelegt worden, mit den Füßen dicht niedergetreten, damit die Fächser sogleich von dem frischen Erdreiche wohl umfasset werden. Ein solcher Haufe wird an einigen Orten ein Stuhl genannt. Quelle: Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz
3: Pfuhl = Ein Bett oder Küssen, darauf zu ruhen, wo es ehedem in der weitesten Bedeutung dieser Wörter üblich war. Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz