Es hat wohl in Stralsund heute wieder einen großen „Pressetermin“ gegeben, neben der üblichen lokalen Berichterstattung durch die Ostseezeitung gibt es auch Berichte in überregionalen Zeitungen (meist auf dpa basierend) und im NDR. Sogar die Ostseezeitung hat ein eigenes Video produziert. Was ist da los?
Schon letzte Woche wurde berichtet, dass die teuren reinen Werkbänke zur Reinigung der Bücher jetzt eingetroffen sind und in Betrieb genommen werden können. Insgesamt käme man rechnerisch auf eine Dauer der Reinigung von 25 Jahren. Heute wurde nun berichtet, dass man auch die Hilfe externer Profis in Anspruch nehmen wolle, so dass sich die Dauer der Maßnahmen auf vielleicht 3-4 Jahre reduzieren würde. Die für mich aber beruhigendste Tatsache war die Anwesenheit von zwei wirklichen Experten: Dr. Falk Eisermann, Referatsleiter der Abteilung Wiegendrucke in der Staatsbibliothek Berlin und Dr. Christoph Mackert, Leiter des Handschriftenzentrums an der Universitätsbibliothek Leipzig.
Falk Eisermann hatte Klaus Graf ja damals erst darauf hingewiesen, dass nicht die Schließung des Stadtarchivs wegen Schimmel sondern der Grund des Verkaufs weiter untersucht werden müsste.
Die beiden sollen die wertvollen Bestände sichten und Eisermann sagte bereits in einem Video des NDR, dass auch eine Katalogisierung durchgeführt werden muss. In einem ausführlichen Bericht der WAZ heisst es: Sein überraschter Kollege von der Handschriftenzentrale Leipzig, Christoph Mackert, zum Beispiel habe gerade erst eine jahrhundertealte Handschrift aus einem Frauenkloster entdeckt.
Die Kompetenz des Stralsunder Restaurators Bernhard Kunkel beweist sich jetzt durch die Hinzuziehung der Experten, von denen ich hoffe und erwarte, dass sie nicht nur ihr Gesicht für einen Pressetermin hingehalten haben.
*Update 22.02.= In der heutigen Ostseezeitung berichtet Falk Eisermann, dass er sich als Vorhut verstehen würde. Weitere Mitarbeiter aus Berlin würden in den nächsten Monaten Untersuchungen vornehmen. Christoph Mackert strebt eine Publikation der bisher nur intern verzeichneten wertvollen Bestände an.
So hat der ganze Trubel um die Rettung der Stralsunder Archivbibliothek und die Petition doch zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Und das passend als Geschenk zum heutigen Geburtstag von Klaus Graf, der sich in seinem Blog Archivalia unermüdlich für Stralsund eingesetzt hat. Man kann davon ausgehen, dass die vorhandenen Bücher zumindest gerettet und in Zukunft wertgeschätzt werden. Übrigens: Beide Experten hatten die Petition namentlich gezeichnet.
Einziger Wermutstropfen: wird es gelingen, die bereits verkauften Schätze noch wieder zurückzuholen?
Ein kleiner Gag am Rande: Im Video der Ostseezeitung wird mit keinem Wort auf die Anwesenheit der Experten aus Leipzig und Berlin eingegangen…
M. Ott
Links:Ausführlicher Bericht in der WAZ
Bericht im NDR-Video
Bericht im NDR-Audio
Kurzbericht Ostseezeitung
Ein Gedanke zu “Endlich ein gutes Gefühl – Stralsund”
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