Im Bestand „Polizeipräsidium Stettin“ im Staatsarchiv Stettin befinden sich Kennkarten und andere Unterlagen auch im Zusammenhang mit der Vertreibung der pommerschen Juden, die sich jetzt zum 75ten Mal jährte.

Mehrer polnische Medien berichteten über diesen Bestand und Erec Israel und wyborcza.pl veröffentlichten auch Fotos davon.

Kennkarte von Günter Klein
Kennkarte von Günter Klein

Wir haben die ca. 30 Dokumente aus beiden Seiten erfasst und mit dem Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945) und der Datenbank der Opfer des Holocaust auf http://www.yadvashem.org/ abgeglichen. Nicht alle Schicksale liessen sich klären, falls sie Ergänzungen haben oder Lesefehler feststellen, teilen Sie uns diese bitte mit:

Name Geb. name Vorname Geb. datum Geb.ort Wohnort Schicksal
Badenski Goßmann Ernestine 11. August 1880 Stettin Stettin †14. Februar 1940 Lublin
Boas Falkson Caroline 27. Januar 1853 Zachan
Saatzig
Stettin †21. März 1940, Lublin, Ghetto
Deutsch Ingeborg 25. Oktober 1926 Stettin ab Stettin
12. Februar 1940, Piaski, Ghetto, lebte dort noch 8.9.1940
Ehrlich Marianne 9. Mai 1929 Berlin
Eppenstein (Eggenthin) Walter 3. Februar 1888 Stettin Berlin
Fel(d?)berg Heinz Günter 11 November 1928 Stettin Berlin
Forell Hirschel Charlotte 21. September 1864 Glogau
Schlesien
Stettin †24. Februar 1940, Distrikt Lublin
Goldemann  Gotha Emma 20 Juli 1903 Reselkow Kolberg Stettin  Belzec, Vernichtungslager
Hirsch Minna 7 September 1850 Altdamm Stolp
Hirschberg Walter 31 März 1889 Stettin Berlin
Hoffmann Herschel Martha 17. Mai 1881 Ratzebuhr Neustettin Stettin Belzec, Vernichtungslager
Hoffmann Sally 02. Oktober 1889 Stettin Belzec, Vernichtungslager
Israel Heinz Walter 22. Oktober 1914 Bromberg Stettin ab Stettin
12. Februar 1940, Dubeczno
Joseph Michaelis Hella 27 Dezember 1921 Stettin 29. November 1942, Auschwitz, Vernichtungslager
Klein Günter Siegbert 29 März 1929 Stettin Stettin ab Stettin
12. Februar 1940, Piaski, Ghetto
Kochmann Brock Else 22.April 1870 Stettin Berlin ab Stettin
12. Februar 1940, Dubeczno
Koh Günter 11 Januar 1924 Stettin † 13 Januar, 2005 in Hanover, Lower Saxony, Germany
Lübschütz Anni 15. August 1925 Massow, Naugard ab Stettin
12. Februar 1940, Piaski, Ghetto, lebte dort noch 8.9.1940
Lübschütz Hildegard 04. Januar 1927 Massow, Naugard ab Stettin
12. Februar 1940, Piaski, Ghetto lebte dort noch 8.9.1940
Mosbach Krüger Wera 3 Januar 1912 Stettin Stettin Ehefrau von Dr. Erich Mosbach, überlebte Ausschwitz, emigrierte in die USA
Nathansohn Paul 25. Juli 1864 Altdamm, Randow Altdamm ab Stettin
12. Februar 1940, Piaski, Ghetto
Rosen Abraham 7 Februar 1869 Krangen, Schlawe Pölitz
Steinberg Leo 3 März 1854 Stettin Berlin †23. Juni 1942, Theresienstadt, Ghetto
Tobias Emmi 6 April 1929 Stettin
Weckwerth Herta 4 November 1897 Neustadt, Westpr.
Weinlaub Hans Philipp 19 Mai 1901 Stettin Berlin Heiratete 1939 in Berlin und ging nach Chile
Weißmann Heinz 23 Oktober 1928 Stettin Stettin
Wolff Pincus Charlotte 02. Juni 1920 Stettin ab Stettin
12. Februar 1940, Piaski, Ghetto lebte dort noch 8.9.1940
Wolff Hermann 14. Januar 1938 Stettin ab Stettin
12. Februar 1940, Piaski, Ghetto

 

Etliche veröffentlichte Kennkarten gehören Leuten, die in Stettin geboren sind, 1939 aber in Berlin lebten und auch von dort aus verschleppt wurden. Lässt sich auf diese Art vielleicht doch noch manches zum Schicksal von Personen klären, die zwar in Pommern geboren aber dort später nicht mehr wohnhaft waren?

Kennkarten von hochbetagten Bürgern dokumentieren, dass die Nazis auch die jüdischen Altenheime leergeräumt haben. Von diesen Menschen haben viele bereits den Transport nach Lublin nicht überlebt.

Im Artikel zum 75ten Jahrestag der Deportation berichteten wir über einen der wenigen Überlebenden, Dr. Erich Mosbach. Die Kennkarte seiner Ehefrau Wera ist auch veröffentlicht.

Kennkarte Wera Mosbach
Kennkarte Wera Mosbach
Todesanzeige Erich Mosbach
Todesanzeige Erich Mosbach

Wie durch ein Wunder gelang es dieser Familie mit ihrer Tochter Eva, obwohl gegen Ende in verschiedene Konzentrationslager verlegt, zu überleben und wieder zusammen zu finden. Die Familie emigrierte im Mai 1946 in die USA, kurz darauf verstarb Dr. Erich Mosbach allerdings. Seine Todesanzeige stammt aus der deutsch-jüdischen Zeitschrift „Der Aufbau“ die inzwischen weitgehend indiziert wurde.

 

 

Literatur (Ergänzung zu der im vorangegangenen Artikel genannten)

Wolfgang Wilhelmus
Fäden eines Teppichs
Spuren jüdischen Lebens in Pommern und der Welt
ISBN 978-3-864360-44-2