Der jüdische Arzt von Schivelbein
Ein Beitrag von Julia Henke
zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust
„Einmal, erinnere ich mich, hatte Vater eine schlimme Kopfrose und nur mit Hilfe von Dr. Meyersohn aus Schivelbein hat der Vater überlebt.“
Ich habe großes Glück, dass die Erinnerungen meines Großonkels Max über den Alltag meines Urgroßvaters August Krüger als Schweinemeister in Teschenbusch erhalten sind. Über das Leben der Bauern auf einem pommerschen Gut wollte ich schreiben, hatte mich bereits durch Fachliteratur zur Schweinehaltung und zur Agrargeschichte Pommerns gewühlt, da blieb ich an diesem Satz hängen. Wer war wohl Dr. Meyersohn, dieser hilfreiche Arzt aus Schivelbein?
Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde: Dr. Siegbert Meyersohn war Jude. Er und seine Familie mussten Schivelbein in den dreißiger Jahren verlassen. Der Lebensretter meines Urgroßvaters wurde genau wie seine Frau Käthe und seine Tochter Eva in einem Konzentrationslager ermordet. (mehr …)