Der Opa ging als letzter – zum Tod von Wichart von Roëll

Am 16. April 2024 ist Wichart von Roëll gestorben. Heute wäre er 87 Jahre alt geworden. Bunt, anarchisch und frivol belebte „Klimbim“ den Fernsehalltag der siebziger Jahre. Damals gerade mal Mitte 30 spielte Wichart von Roëll den militaristischen Opa, der alle anderen Mitglieder der Klimbim-Familie überleben sollte.

Wichart von Roëll wurde am 20. April 1937 in Schwochow im Landkreis Pyritz in Hinterpommern als jüngstes von vier Kindern geboren. Seine Mutter starb nur sechs Tage nach seiner Geburt. Die Familie gehörte dem ursprünglich aus Westfalen stammenden Adelsgeschlecht Roëll an – e mit Trema. Sie lebten aber bereits seit Jahrzehnten in Pommern. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wuchs Wichart von Roëll bei seiner Großmutter in Kolberg auf.

Die männlichen Vorfahren von Wichart waren Berufssoldaten, über Generationen hatten sie in pommerschen Regimentern gedient. Dass ausgerechnet er als überdrehter Veteran, mit Monokel und im ordendekorierten Bademantel, berühmt wurde, hat ihm der Vater erst spät verziehen. “Mein Vater war Berufsoffizier im 2. Weltkrieg. Er fand, dass der Beruf des Soldaten durch die Rolle verunglimpft wurde“, sagte Wichart von Roëll 2019 in einem Interview. Dabei war es gerade der Vater, der dem späteren Schauspieler das nötige Rüstzeug vermittelte. Er nahm den Junior nach dem Krieg öfter zu Kameradschaftsabenden mit, „da wurde dann wirklich so gesprochen. Ich habe nur nachgemacht, was ich selber erlebt habe“, berichtete Wichart von Roëll 2014

1945 musste die Familie Kolberg verlassen. Ein Fluchtschicksal wie viele, „nach der Flucht hatten wir nichts“, erinnerte sich Wichart von Roëll 2011. Er ging in München zur Schule, beschloss, Seemann zu werden und bereiste sechs Jahre lang die Weltmeere. Dann zog es ihn zum Film, erst als Beleuchter, nach einer Schauspielausbildung auch vor die Kamera. Und dann kam Klimbim. Trotz vieler Rollen danach wird Wichart von Roëll wohl immer als der motzende Opa in Erinnerung bleiben, über den wir uns alle so sehr amüsiert haben.

Paul Dahlke, ein Mann aus Pommern

2024 ist nicht nur das Jubiläumsjahr eines großen vorpommerschen Malers, sondern auch für einen ganz anderen Künstler aus Hinterpommern das Jahr eines runden Geburts- und Sterbetags – der Schauspieler Paul Dahlke wäre in diesem Jahr 120 Jahre alt geworden, er starb vor 40 Jahren. Grund genug, der Anregung eines Mitglieds des Pommerschen Greif zu folgen und an den berühmten Schauspieler zu erinnern.

„In Streitz an der Ostsee bin ich geboren. Streitz ist ein Dorf, nein ein Ort, na, sagen wir ein Fleckchen. In Streitz gibt es ein Gutshaus, eine Schule, ein paar Häuser „rundherum“ und schließlich ein weinumranktes Lehrerhaus. Dieses Lehrerhaus war mein Vaterhaus.“, schrieb Paul Dahlke in seinen biographischen Notizen.

Paul Dahlke stammte aus einer Lehrerfamilie. Vater Ernst wurde in Grünewald/Kreis Neustettin geboren, er war Lehrer für Turnen und Gesang und setzte mit seiner Berufswahl die Familientradition fort. Der wahrscheinlich erste Lehrer in Grünewald, Johann Gottlieb Dahlke, zugleich Schneider, kam 1732 in den kleinen Ort ca. 50 km südöstlich von Köslin. Auch Paul Dahlkes Mutter Anna Schmidt kam aus Grünewald, auch sie war Tochter eines Lehrers. Bis 1945 würden Mitglieder der Familie Dahlke in Grünewald leben und die Kinder des Dorfes unterrichten.

Schloss Grünewald, mit bestem Dank an Familie Moarefi

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