Ein Roman vor dem Hintergrund der Familienforschung
Ein Beitrag von Karla Schmidt
Seit den 90er Jahren habe ich Familienforschung betrieben. In den Jahrzehnten ist, auch durch die Hilfe von Menschen aus diesem Verein, sehr viel Material zusammengekommen. Ordner über Ordner füllen die Regale und die Computerspeicher. Ich habe meine Familie auf eine Weise kennengelernt, wie es ohne diese Forschungsarbeit nie möglich gewesen wäre.
Es stellte sich die Frage aber mit der Zeit, was mit diesem ganzen Material eigentlich passieren könnte und sollte. Das Interesse von jungen Leuten für diese Forschungs-ergebnisse ist sehr häufig nicht – oder jedenfalls kaum – gegeben. Im schlimmsten Falle interessieren sie sich erst dafür, nachdem die jeweiligen Forschenden in der Familie gestorben sind und die ganzen Akten in den Papierschredder verschwunden sind.
Dabei ist genau die Schnittstelle zwischen Familiengeschichte und Weltgeschichte für das Verständnis der Gegenwart enorm wichtig. Unsere eigene Zeit lässt sich ohne die Sicht auf die Vergangenheit eigentlich gar nicht oder nur falsch verstehen. Die relevante Frage ist aber, woher wir das Wissen um die Vergangenheit beziehen. Vieles, was in die Geschichtsbücher Eingang findet, hat Dimensionen, die für den Übergang in persönliche Erkenntnisse so massiv sind, dass Lernende das Wissen auf Zahlen reduzieren und diese nach der Schule schnell vergessen. Wie kann man historisches Wissen so aufbereiten, dass es über das Faktische hinausreicht und Eigenwissen der Einzelnen wird? Die klassische Antwort auf diese Frage lautet: Erzählen. (mehr …)