Unser Mitglied Katrin H. hat an dem Rechercheseminar zur Familiengeschichte : „Ein Täter, Mitläufer, Zuschauer, Opfer in der Familie?“ in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme am 9.Mai 2014 teilgenommen und teilt mit uns ihre Eindrücke:
Ein gut besuchtes und mit interessanten Vorträgen und Ausflügen gespicktes Wochenende in Greifswald auf dem Seminar des Pommerschen Greif ist vorbei. Die Stadt verwöhnte uns mit Sonnenschein aber der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen und das Hotel mit leckeren Speisen und Getränken. Das persönliche Kennenlernen von den Gesichtern hinter den „Internetadressen“ und viele nette und informative Begegnungen und Gespräche neben den gesetzten Terminen rundeten das Seminar ab. Da es geplant ist, die Vorträge als Tagungsband zu veröffentlichen, werde ich hier die Themen nur kurz anreißen.
Den Auftakt am Freitagabend machte Wulf von Restorff: „Über den Umgang mit genealogischen Nachlässen“ Er berichtete auch den derzeitigen Erkenntnisstand einer AG im DAGV (Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände), die sich zu diesem Thema gebildet hat. Eine zentrale Aussage: Nachlässe müssen vorbereitet werden, damit sie genützt werden können und der rechtliche Rahmen ist zu berücksichtigen. Sowohl Nachlässe in Papierform als auch der digitale Nachlass in Form z.B. einer gedcom-Datei wurden bei seinen Ausführungen berücksichtigt.
Heute jährt sich der Todestag des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer.
Sein Schicksal war auch mit Pommern eng verwoben:
Im Frühjahr 1935 wählte Dietrich Bonhoeffer den Zingsthof auf der vorpommernschen Insel Fischland-Darß-Zingst als Unterkunft für das von ihm im Auftrag der Bekennenden Kirche geführte Predigerseminar aus.
Nach wenigen Monaten wurde das Seminar nach Finkenwalde bei Stettin (Zdroje ) verlegt. 1937 wurde dieses Seminar von den Nazis geschlossen.
Bonhoeffers nächstes Sammelvikariat begann Anfang Dezember 1937 in Groß-Schlönwitz/Schlawe (Slonowice) und zog im April 1939 in den noch abgeschiedener liegenden Sigurdshof. Hier gab es noch nicht einmal elektrischen Strom; Bonhoeffer schrieb am 14.2.1940 an seine Eltern: „Am Sonntag waren wir mit Schlitten in einem benachbarten Gutshaus. Es war eine herrliche lange Fahrt. Als wir zurück kamen waren es 28 Grad- und doch hatte man kaum gefroren. Die Arbeit geht unter diesen Umständen gut weiter. Wir haben vom Förster 2 m Holz und auch 2 Zentner Kohlen bekommen. So geht es wieder für ein paar Tage. Die Verpflegung ist natürlich auch etwas erschwert, aber noch wird man satt […] Wenn es nach mir geht, so würde ich, glaube ich, nie mehr für immer in der Stadt leben wollen.“
Im März 1940 lösten die Nazis das Vikariat im Sigurdshof auf.
Am 5. April 1943 wurde er verhaftet und zwei Jahre später auf ausdrücklichen Befehl Adolf Hitlers als einer der letzten NS-Gegner, die mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurden, am 9. April 1945 hingerichtet.
Ewig bleiben seine Worte: „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.“
Über einen hörenswerten Beitrag im NDR-Radio Pomerania (erster Beitrag) wurde ich auf die derzeitige Diskussion um das Schicksal der Europäischen Akademie Külz – Kulice aufmerksam. Das frühere Gutshaus der Familie von Bismarck wurde in den 90er Jahren von Philipp von Bismarck mit Hilfe einer von ihm gegründeten polnischen Stiftung auch mit deutschen Geldern wieder aufgebaut und zu einer deutsch-polnischen Begegnungsstätte umgewandelt. Nachdem die Ländereien in den Besitz der Stettiner Universität übergegangen waren, schloss die Stiftung 2002 einen Vertrag mit der Universität und übereignete damit der Hochschule unentgeltlich die Investitionen in den Wiederaufbau des Gutshauses . (mehr …)
Detlef Ziemann stellt das Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, das von Thilo Agthe initiiert wurde, vor. Die ältesten erfassten Daten stammen aus dem 30jährigen Krieg. In der Datenbank sind ca. 1,8 Millionen Namen erfasst. Neben Denkmälern werden auch Angaben aus Regimentsgeschichten, Ortschroniken und Totenzetteln erfasst.
Zum Abschluss des Wochenendes berichten Ursula Zander und Peter Jahnke in einer Nachlese mit vielen Bilder von der Reise des Pommerschen Greif nach Stettin im September 2012.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Februar 2014 in Greifswald!
Bolko Knust: (Der Familientag, wie man ihn ausrichtet und sein Nutzen für die eigene Familienforschung) stellte viele kreative Beispiele und Vorschläge vor, wie man solch einen Familientag für alle Generationen interessant macht, z.B. durch das lebensgroße Foto eines Vorfahren mit einem Ausschnitt für das Gesicht, in dem sich jeder fotografieren lassen kann.
Bodo Koglin und Hans-Joachim Fehlberg: Projekt Wehrpflichtige in Kreiszeitungen
Hier wurden die vorhandenen Quellen und ihr Informationsgehalt vorgestellt und über den derzeitigen Stand der Erfassung berichtet. Die Datenbank ist derzeit auf hoelkewiese.de abrufbar.
Den Vormittag abschließend war dann Klaus-Dieter Kreplin aufgerufen um über sein Projekt Müllerdatenbank zu berichten. Er stellte die Erfassungsschwierigkeiten dar: es gibt viele verschiedene Mühlenarten, unterschiedliche Berufe rund um das Mühlenwesen und bereits vorliegende Daten sind unstrukturiert und somit schwer in einer Datenbank zu erfassen. so gibt es derzeit noch kein einheitliches Erfassungsschema.
Mittagspause 🙂
Dr. Barbara Ochendowska-Grzelak: Friedhöfe als kunstgeschichtliche und genealogische Quellen im (am Beispiel eines Großstadt- und eines Dorffriedhofs) wird durch ihren Mann vertreten, den Stettiner Historiker Jerzy Grzelak. Er legt den Schwerpunkt mehr auf die Friedhöfe als genealogische Quellen.
Er beginnt mit der Darstellung der Geschichte des Stettiner Hauptfriedhofs, der schon früh wegen seiner künstlerischen Eigenart berühmt wurde. Auch die teilweise Vernichtung der Grabmale nach dem Weltkrieg wird thematisiert, seit Anfang der 90er Jahre wird das historische Erbe aber wieder mehr geschätzt, ein Verein zum Schutz des Freidhofs wurde gegründet.
Kann ein Friedhof Quelle für genealogische Forschung sein? Die Grabsteine hält Herr Grzelag für eine minderwertige genealogische Quellem, während die Leichenbücher wertvoller sind (Als Beispiel nennt er die Bremer Leichenbücher ) Leider sind diese Bücher aus Stettin vernichtet, ebenso die Begräbnisbücher und Karteikarten. Es existiert noch eine deutsche Liste aus 1945 und polnische Listen ab 1946.
Den Auftakt der Vorträge machte in Abänderung des Programms gestern Abend Wolfgang Dahle aus Rostock mit dem Thema:
„Zu den Anfängen des Pommerschen Provinzialarchivs in Stettin“.
Lange Zeit wurden die Archivalien der pommerschen Herzogshäuser vor allem im Wolgaster Archiv aufbewahrt. Ein erstes Repertorium des Stettiner Archivs ist aus 1610 bekannt. 1830 wurde das Provinzialarchiv Stettin gegründet und ab 1852 wurden die Archive immer mehr zu wissenschaftlichen Einrichtungen. Ein wichtiger Name in in diesem Kontext ist Robert Klempin.
Als Auftakt des heutigen Samstages berichtete Hans Dieter Wallschläger über Pommersche Ämtersachen als genealogische Quelle des 18. und 19. Jahrhundert.
Er berichtet über die zu verschiedenen Zeiten durchgeführten Steueraufnahmen und zeigt anhand von Beispielen aus dem Kreis Cammin wie man mit Hilfe solcher Unterlagen Lücken in der Familienforschung durch fehlende Kirchenbücher schließen kann.
Und gerade spricht Bolko Knust sehr anschaulich über die Organisation von Familientagen.
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