Lesestoff in der Adventszeit

Alwine Wuthenow
Advent
Mit witten Newelkappen
Stahn allwegs jitzt de Böm
Un snacken drunner listing
Vun ehre Wiehnachtsdröm.
Dörch ’t Rohr, dor geiht son Tuscheln,
Dat is de Wind nich blot,
Dat is en heimlich Freuen,
En Lust, so still, so grot.
De heilig Christ will kamen,
Gewiß! Hei kümmt all ball;
So’n hoges Athenholen
Verspör ik äwerall. …

Kirchenfenster in Spantekow, LK Vorpommern-Greifswald von onnola auf Flickr,
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

1. Quempas
In unserem ersten Jahr hier im Blog, 2022, berichteten wir über den Quempas, eine Weihnachtssitte, die sich im Heimatkreis Rummelsburg erhalten hatte
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„Weihnachtsschule“ in unseren Dörfern

Paul Scharnofske war ab 1924 Lehrer in Wobesde, Kreis Stolp. Im „Stolper Heimatblatt für die Heimatvertriebenen aus der Stadt und dem Landkreis Stolp in Pommern“ aus dem Dezember 1953 veröffentlichte er diese Erinnerung an die Weihnachtszeit.

„Weihnachtsschule“ in unseren Dörfern

Von Paul Scharnofske

Schule in Alt Warschow Kreis Schlawe 1903
Schule in Alt Warschow Kreis Schlawe 1903

Als der gute Stolper Schulrat B. mich eines Tages telephonisch davon in Kenntnis setzte, daß er am 18. Dezember mit der „Arbeitsgemein­schaft der Junglehrer“ in meine Landschule W. kommen wolle, mußte ich ihm antworten: „Das geht leider jetzt nicht. In den Tagen vor Weih­nachten gibt es für uns auf dem Lande keinen Stundenplan und keine gefächerte Schularbeit mehr. Wir bereiten nur die , Weihnachtsschule‘ vor.“ So war es tatsächlich überall in den Dörfern. Die „Weihnachts­schule‘ bedeutete soviel als .Schul-Weihnachtsfeier“, an der das ganze Dorf beteiligt war. Da kamen die Alten und die Jungen, die Frauen und die Männer. Selbst solche Eltern fehlten nicht, denen das Wohl der Schule als der Lehranstalt ihrer Kinder sonst gar nicht so sehr am Herzen lag (In Kirchdörfern wurde die Feier auch wohl ins Gotteshaus gelegt)
Schule in Alt Warschow Kreis Schlawe 1903

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Heiliger Abend auf dem Oderkahn

Wir liegen mit unserem Kahn in Küstrin und warten auf gute Nachricht. Gute Nachricht, das heißt für uns, freie Fahrt bis Stettin. Wenn wir erst dort sind, dann haben wir Zeit, dann mag die Oder vollends im Eise erstarren. Und während wir untätig sitzen und warten, schwimmen die schweren und breiten Schollen klirrend und klingend an uns vorbei und poltern zuweilen dumpf gegen den schwarzen Leib des Kahnes. Spät erst kommt der Schiffer zurück und macht ein betrübtes Gesicht. Er sagt nichts und zuckt nur die Schultern. Aber wir wissen Bescheid.

Wir stehen vorn auf dem Kahn, rauchen unsere Pfeifen, spucken von Zeit zu Zeit in das nebelqualmende Wasser, bis in der Ferne ein kleiner Schleppzug erscheint. Gewiß, die Kähne sind leer und klein und haben nur wenig Tiefgang, aber wenn die durchgekommen sind, werden wir es wohl auch noch schaffen. Unser Schiffer will nicht so recht ran aber wir anderen reden ihm zu. Er ist in den Kahn zu der Frau gegangen und bespricht nun die Sache mit ihr. Als er wiederkommt, nickt er nur kurz und knöpft sich die grüne Jacke bis unter den Hals fest zu. Wir anderen stehen schon fertig am Anker, am Ruder und werfen die Taue los. Der Junge schleppt die langen Stangen nach vorn. Wir werden sie brauchen können, wenn wir noch bis zum Heiligen Abend in Stettin festmachen wollen. (mehr …)

Die Weihnacht beim Flüchtling

Ein Beitrag von Wolfram Stratmann

 

Nach dem zweiten Weltkrieg war die deutsche pommersche Bevölkerung auf abenteuerliche Weise in den Westen gelangt. Wenn man dort keine Verwandten hatte die einen freudig aufnahmen, dann lebte man noch jahrelang in prekären Verhältnissen. Aus einer solchen Umgebung stammt folgender Erfahrungsbericht aus einer Pommernfamilie:

Meine erste Weihnachtsfeier erinnere ich so. Trotz der eigentlich schlechten Zeit gab es auch in dieser Gegend Weihnachtsfeiern. Bei den noch ärmlich lebenden Flüchtlingen waren die dabei verteilten Geschenke nicht üppig, Socken und so was. In unserer Familie unterschied sich die Weihnachtszeit bisher nicht vom Alltagsleben. Dieses Mal ging Mutter mit mir zu einer Weihnachtsfeier. Vater hatte Mutter gedrängt mit mir hinzugehen. Sie wollte eigentlich nicht. Auf dem Hinweg meckerte Mutter vor sich hin. Ihr passte das nicht und ich hatte den Eindruck, als sei es ihr peinlich mit mir dorthin zu gehen. Während ihrer dunklen Vorahnungen meinte sie: „Alles sinnlos!“ (mehr …)