So etwas liest man gerne: Der Bestand ist nun also gerettet und konservatorisch angemessen untergebracht. Er ist zudem bei Führungen und für Forscher zugänglich und wird nach und nach digitalisiert.
Leider kommt diese Nachricht nicht aus Stralsund, aber aus der Nähe: Es geht um die historische Kirchenbibliothek der St. Marienkirche in Barth.
Die Bibliotheca Bardensis existiert seit Mitte des 15. Jahrhunderts , sammelte vorwiegend Inkunabeln (Drucke vor 1500) und Texte geistlichen Inhalts.
Eine wesentliche Erweiterung erhielt sie durch die Stiftung der Bibliothek des Barther Reformator Johannes Block.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand auch eine fürstliche Druckerei in Barth, von dort stammt die wunderschöne Barther Bibel, über die wir hier berichteten anlässlich Ihrer Digitalisierung.
Eine sehr ausführliche Beschreibung der Bestände und der Geschichte der Bibliotheca Bardensis kann man im Fabian Handbuch der historischen Buchbestände lesen: Artikel über die Barther Kirchenbibliothek.
Zitat: „Die Bibliothek hat den Zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden. In der Zeit zwischen 1950 und 1960 veranlaßte Superintendent Ernst Seils (1899-1986) durch die Lehrerin i. R. Marga Kronemeyer die Anlage eines dreiteiligen Zettelkataloges nach dem Standort, nach dem Alphabet der Autoren und einer Systematik.
Die Arbeit fußte auf den spärlichen Angaben von Bülow und nicht auf einer notwendigen Neuaufnahme des wertvollen Bestandes.
Seit 1970 hat Pfarrer Michael Reimer aus Ahrenshagen seinen Auftrag, die Bibliothek zu betreuen, dadurch erfüllt, daß er die Neuerfassung der Hss. und Inkunabeln durch Mitarbeiter der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin vermittelte, die Luther-Drucke anhand der Bibliographie von Benzing bestimmte und kleinere Pfarrbibliotheken aus der Nachbarschaft von Barth – aus Bodstedt, Flemendorf, Kenz und Saal als Deposita in die Barther Bibliothek übernahm“
Pastor i.R. Michael Reimer ist Mitglied unseres Vereins und war lange Zeit unser zweiter Vorsitzender.
Diese wertvollen Bestände waren in ihrer Substanz nun durch Schimmelbefall und Feuchtigkeit gefährdet. Glücklicherweise bildete sich 2010 ein Förderverein. Und dessen Ergebnisse können sich sehen lassen:
Die Bestände der Block-Bibliothek sind inzwischen weitestgehend digitalisiert und lassen sich über die Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern abrufen.
Erste Handschriften sind schon in den Manuscripta medievalia verzeichnet.
In der Kirchenbibliothek fand eine grundlegende Sanierung der Räume statt, die jetzt gute klimatische Bedingungen für die Bücher aufweisen. Alle Bücher wurden im Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig fachgerecht behandelt und sind nun wieder zurückgekehrt.
Der nächste Schritt wird die Restaurierung besonders wertvoller Bände sein, hierfür werden noch Buchpaten gesucht.
Am 19. und 20. 04. 2013 findet die feierliche Eröffnung der Bibliothek und das 1. Barther Bibliotheksgespräch statt.Vielfältige Vorträge und Kurzreferate von angesehenen Wissenschaftlern lassen diese Eröffnung zu einem rundum interessanten Termin werden. Das ausführliche Programm und einen Flyer finden sie auf der Seite der Barther Bibliothek, um Anmeldung wird gebeten.
Man kann dem Barther Förderverein nur freudig gratulieren und der Bibliothek weiter ein solches Engagement wünschen. An anderer Stelle (Stralsund) hätte ein solcher Förderverein schon vor langem gut getan.
Sehenswert: Ein Bücherschatz ist zurückgekehrt, NDR Videobericht, Nordmagazin, 22.03.2013
Lesenswert: Wer rettete den feuchten Bücherschatz von Barth, Berliner Morgenpost, 25.03.11
Danke an D. Wallschläger und F. Eisermann für Hinweise. M.Ott
Fotos von der Einräumung (sowie vom Zustand vor, während und nach der Restaurierung des Bibliotheksraums) gibt es hier:
http://www.barthbibliothek.de/photos/index.html
Dank & beste Grüße, Falk Eisermann