Bremer Baumwollbörse, Marktplatz Schivelbein

Über Monate habe ich mich mit der Geschichte von Lucie Pieck aus Schivelbein beschäftigt, Akten der Entschädigungsbehörde Berlin gewälzt, viel über die Bremer Kaufmannschaft und den Reishandel an der Seidenstraße gelernt und mich mit der Deportation der baltischen Bevölkerung in sowjetische Arbeitslager beschäftigt. Dabei setzte sich Stück für Stück die Geschichte eines mutigen Paares zusammen, das bereit war, alles für die Liebe zueinander zu opfern. Ein Frühlingsmärchen, das leider nicht gut ausgegangen ist.

Berlin im April 1915 – Lucie Pieck aus Schivelbein lernt den fast zwanzig Jahre älteren Rudolf Meyerkort aus Bremen kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, trotz aller Unterschiede.

Lucie ist Mitte zwanzig, Tochter des jüdischen Pferdehändlers Gustav Pieck aus Schivelbein und hat sich als Sekretärin in Berlin eine eigene Existenz aufgebaut.

Rudolf ist Mitte 40, stammt aus einer angesehenen evangelischen Bremer Kaufmannsfamilie und hat es als Reisimporteur zum Millionär gebracht. Er ist ist verheiratet und hat vier Kinder. 

Ihre Liebe muss zunächst im Verborgenen wachsen. Offiziell machen sie ihre Beziehung erst viele Jahre später, als sie gemeinsam Anfang der 1930er Jahre in eine Villa in Berlin-Grünau ziehen. Als Rudolf endlich geschieden ist, haben die Nationalsozialisten die Macht übernommen und die Nürnberger Gesetze sind in Kraft getreten. „Rassenschande“ heißt das Damoklesschwert, dass neben all den Gefahren, denen Lucie als Jüdin ausgesetzt ist, jetzt über ihnen schwebt.

1939 scheitert die geplante Auswanderung nach England. Sie schaffen es, nach Riga zu fliehen und können dort 1940 endlich heiraten. Doch ihr Glück währt nur kurz – 1941 werden sie von den Sowjets nach Sibirien verschleppt.

Rudolf Meyerkort, mittlerweile 71 Jahre alt, stirbt 1942 im Lager in Novosibirsk. Lucie wird weiter nach Kasachstan deportiert und erst 1947 freigelassen. Sie fährt nach Berlin, doch da ist niemand mehr, zu dem sie zurückkehren kann. Der Großteil ihrer Familie ist in der Shoah ermordet worden. 

Fast 20 Jahre kämpft Lucie um Entschädigung. Als diese endlich gewährt wird, ist sie bereits schwer krank und pflegebedürftig. Lucie Meyerkort, geb. Pieck stirbt 1967 im jüdischen Altersheim in Berlin.

Die ganze Geschichte von Lucie und Rudolf findet ihr unter https://ahnenblog.globonauten.de/lucie-und-rudolf/

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