Die Stadt Stralsund hat einen neuen Internetauftritt der sehr ansprechend aussieht.
Das Stadtarchiv hat jetzt einen eigenen Bereich auf der Internetseite. Das ist doch erfreulich, oder? Der Auftritt ist zwar von der Startseite aus nur ganz versteckt über Bürger-Bildung zu erreichen, aber über das Suchfenster findet man ihn direkt.
Neben allgemeinen Angaben zur Geschichte , den Beständen und dem Johanniskloster hat auch die Chronologie der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Schimmelbefall und dem Verkauf der Gymnasialbibliothek ihren Platz auf diesen Seiten gefunden. Demnach werden noch folgende Bücher gesucht:
Kepler, J., Mysterium Cosmographicum, Frankfurt 1621, G fol. 14;
Hevelius, J., Selenographia sive lunae siscriptio, Danzig 1647, G fol. 4;
Graßmann, B., Der danckbare David, Trauerschriften für L. Bünsow, Stralsund 1679;
Euler, L., Mechanica, St. Petersburg 1736, G 2 a,b.
Es gibt sogar eine neue Online-Recherche: „Online-Recherche des Stadtarchivs Stralsund Die Datenbank des Stadtarchivs der Hansestadt Stralsund bietet eine umfassende Recherche innerhalb des Archivbestandes. Sie umfasst historische und zeitgenössische Bilder, Schriften, Urkunden, Zeitungen und vieles mehr.“
Und daneben auch der Link zur Recherche per Ariadne – dem Archivverbund in Mecklenburg-Vorpommern (Man sollte beides nutzen, da sich die Suchergebnisse erheblich unterscheiden)
Aber wie frustrierend ist die Suche nach Bildern in der neuen online-Suche von Stralsund? Im Suchergebnis zeigen sich noch kleine, scharf aussehende Vorschaubilder, aber dann: Nicht nur ein riesiger Copyright-Hinweis, nein, auch eine Darstellung im Miniformat mit unfassbar schlechter Auflösung. Dann hätte man auch auf die sicher arbeits- und kostenintensive Digitalisierung verzichten können.
Und wie peinlich ist es denn, dass eines der wichtigsten vorpommerschen Archive nicht weiß, dass man Literatur mit Bezug zur historischen Region Pommern als Pomeranica bezeichnet ?
In Stralsund heisst es : Systematik: Pommeranica ; Geschichte
Wie sieht es in der Umgebung aus? Anklam hat kein Stadtarchiv, die Bestände befinden sich im Landesarchiv Greifswald und die Seiten des Stadtarchivs Greifswald entsprechen altem, wenig informativem und ansprechendem Standard. Das Stadtarchiv Barth hat seine Bestände auch in Ariadne verzeichnet, weiter vorpommersche Städte scheinen allenfalls Verwaltungsarchive zu besitzen. (Bitte teilen Sie mir mit, wenn ich da etwas übersehen haben sollte). Insofern ist man also unter den Blinden als Einäugiger in Stralsund König .
Ein kleiner Lichtblick in der Region ist das Museum im Steintor in Anklam, das inzwischen nicht nur etliche Artikel vorwiegend des Heimatforschers Bruinier als pdf zur Verfügung stellt, sondern auch einige Bilder. Die haben zwar auch einen (kleinen) Besitzhinweis, sind aber in der Auflösung deutlich besser als die in Stralsund.
Aus anderen Regionen Deutschlands gibt es inzwischen etliche Stadtarchive mit einem modernen Internetauftritt auch im WEB 2.0, Findbüchern und Dokumenten online. Nur als Beispiele: Stadtarchiv Speyer und Stadtarchiv Linz
Warum plant man, wenn man denn schon eine Umgestaltung der Internetseite in Angriff nimmt, nicht zeitgemäß und benutzerfreundlich?
Schade, wieder eine Chance vergeben, das Stadtarchiv nach dem Skandal um den Verkauf der Gymnasialbibliothek in ein besseres Licht zu rücken.
Wobei dieses Archiv mit seinen herausragenden Beständen für die Pommernforschung ja durchaus das Potential hätte, mit seiner Vielzahl an wertvollen Büchern und Archivalien eine berechtigte Sonderstellung im pommerschen Raum einzunehmen.
Als ein Beispiel für die Bestände hier das Verzeichnis der Bücher der Ratsbibliothek, das in Österreich auch ocr-durchsuchbar online steht. (Danke an K.-D. Kreplin für den Hinweis)
Ich wünsche mir und hoffe, dass sich mit der bald zu erwartenden neuen Leitung des Stadtarchives nicht nur bezüglich Bestandserhaltung und -präsentation sondern auch in Hinsicht auf die Öffentlichkeitsarbeit etwas ändert.