Über einen hörenswerten Beitrag im NDR-Radio Pomerania (erster Beitrag) wurde ich auf die derzeitige Diskussion um das Schicksal der Europäischen Akademie Külz – Kulice aufmerksam. Das frühere Gutshaus der Familie von Bismarck wurde in den 90er Jahren von Philipp von Bismarck mit Hilfe einer von ihm gegründeten polnischen Stiftung auch mit deutschen Geldern wieder aufgebaut und zu einer deutsch-polnischen Begegnungsstätte umgewandelt. Nachdem die Ländereien in den Besitz der Stettiner Universität übergegangen waren, schloss die Stiftung 2002 einen Vertrag mit der Universität und übereignete damit der Hochschule unentgeltlich die Investitionen in den Wiederaufbau des Gutshauses . (mehr …)
Bei uns im Rheinland versinkt gerade alles im Schnee und es müsste eigentlich weihnachtliche Stimmung aufkommen. Leider tragen die Informationen aus Stralsund nicht dazu bei.
Die Stadt Stralsund hat gestern nach einer 5:3 Abstimmung beschlossen, die Leiterin des Stadtarchivs, Regina Nehmzow, fristlos zu kündigen. Begründet wurde diese Entscheidung nicht mit dem bekannt geworden Verkauf von ca. 6000 Büchern, der die ganze Lawine – Rettet die Archivbibliothek– erst in Gang brachte, sondern mit schon vorher stattgefunden Verkäufen, z.B. von 1000 Büchern für 20 000 Euro im März des Jahres.
Frau Nehmzow konnte sich jetzt erstmals zu den Vorwürfen öffentlich äußern, da hatte man ja schon lange drauf gewartet. Laut Ostseezeitung vom 7.12. 2012:
Nach OZ-Informationen hatte Archivleiterin Regina Nehmzow, die mit Rechtsbeistand erschienen war, erstmals Gelegenheit, vor Stadtvertretern Stellung zu nehmen. Wie sie erklärte, hätte das Archiv bereits seit den 90er-Jahren um mehr Geld für die Pflege der historischen Bestände gebettelt. Man sei damit aber immer wieder bei den Vorgesetzten abgeblitzt. So habe ihr Vorgänger, Dr. Hans-Joachim Hacker, schließlich als eine Art Verzweiflungsakt die Methode entwickelt, Dubletten zu verkaufen, um etwas Geld für die Restaurierung der wertvollen Bestände zu erhalten. Sie habe diese Praxis dann seit 2009 fortgeführt. Die Gymnasialbibliothek, an der sich jetzt der ganze Skandal entzündete, sei immer mehr vergammelt. Deshalb habe man sich entschlossen, durch den Verkauf noch etwas Geld einzunehmen, bevor man einiges ganz wegschmeißen müsste. Nach den Worten von Regina Nehmzow wusste der OB-Stellvertreter über die Praxis des Bücherverkaufs Bescheid. Dem widersprach Holger Albrecht jedoch energisch. (mehr …)
Diese Nachricht bei Twitter gefällt mir sehr. Aber ist die Gymnasialbibliothek wirklich gerettet?
Die Gutachter der Stadt Stralsund sind zu dem Ergebnis gelangt, dass „man den Gesamtwert sicher im hohen sechs- oder sogar siebenstelligen Bereich ansetzen muss….Weit höher als der materielle Wert ist der ideelle Wert. So enthält die Sammlung zahlreiche Einzelwerke, die für die Geschichte von Stadt und Region von besonderer Bedeutung sind und von denen mit Sicherheit nur wenige Exemplare erhalten sind. Teilweise wird es sich sogar um Unica handeln. „
Untergegangen ist in dem ganzen Trubel aber, dass wir am Tag vorher in bereits abgelaufenen Auktionen zahlreiche Werke aus Stralsund entdeckt haben, den höchsten Preis erzielte wohl ein Kepler-Druck mit 44 000 Euro (Klaus Graf berichtete). Da sind also jede Menge von diesen so hochwertigen Werken bereits unwiderbringlich verloren. (mehr …)
Hermann Hoogeweg, bis 1923 Leiter des Staatsarchivs Stettin, beschreibt in einem Artikel, der 1928 in den Baltischen Studien erschienen ist, „Die Entstehung des Stralsunder Stadtarchivs“. Da mich dieses Thema Stralsund derzeit nicht mehr loslässt, war ich natürlich neugierig und fand erstaunlich viele Parallelen zur heutigen Situation, die sich seit der Vergangenheit wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen. (mehr …)
„Die UNESCO hat die Altstädte von Stralsund und Wismar gemeinsam als repräsentatives Beispiel für das kulturelle Erbe der Hanse in die Welterbeliste aufgenommen.“ Zitat von der Seite der deutschen Unesco(mehr …)
Seit Tagen engagiere ich mich gegen den Verkauf der Bücher aus der Bibliothek des Gymnasiums Stralsund und vermutlich auch noch weiterer Schriften, vielleicht sogar aus der Löwen’schen Sammlung . Aber in irgendeiner Ecke hatte ich noch die Hoffnung, dass es nicht so schlimm sei, wie es den Anschein hatte. Nun ist diese Hoffnungsblase geplatzt.
dpa meldet eben nach der Bürgerschaftssitzung in Stralsund, dass die Stadt den Verkauf von 6210 Bände aus dem Zeitraum von 1497 bis 1833 bestätigt hat „weil sie nach Ansicht des Archivs weder einen Wert für die Hansestadt Stralsund noch eine Bedeutung für die Arbeit des Archivs haben würden“. Da bleibt mir die Spucke weg…
Das ist aber vermutlich nur die Spitze vom Eisberg, da auch etliches an Literatur nach 1833 in den einschlägigen Verkaufsportalen zu finden war (und auch noch ist).
Auch wenn der Antiquar jetzt angeblich erstmal den Verkauf der Bücher gestoppt hat – vieles ist schon in Privathand gegangen, dass weiß ich aus persönlichen Mitteilungen oder aus den Kommentaren der Petition: „Habe selber mit Bedauern ein Buch aus der Sammlung erstanden, das ich lieber in der Bibliothek sehen würde.“
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