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Der 75. Deutsche Genealogentag – Ein voller Erfolg für Pommern und die Familienforschung

Am vergangenen Sonntag endete der 75. Deutsche Genealogentag in Frankfurt am Main  – und er war ein großer Erfolg, sowohl für den Pommerschen Greif als auch für alle Beteiligten und die Familienforschung insgesamt. Unser Stand war mit sieben aktiven Mitgliedern hervorragend besetzt. Die Stimmung war durchweg positiv und die Nachfrage nach Informationen rund um Pommern besonders hoch.

Der Stand des Pommerschen Greif

Rund 2400 Besucherinnen und Besucher fanden den Weg zum Genealogentag nach Frankfurt. Besonders am Samstag strömten zahlreiche Interessierte in die Ausstellungsräume.

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Die Baltenschule in Misdroy 1919-1945

Entstehungskontext und historischer Hintergrund

Die „Baltenschule“ war eine deutsche Privatschule mit angeschlossenem Internat, die 1919 in Misdroy (heute Międzyzdroje in Polen) auf der Insel Wollin gegründet wurde. Ihre Entstehung ist eng mit den dramatischen politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg im Baltikum verbunden.

Nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches 1917/18 entstanden neue unabhängige Staaten wie Estland und Lettland. Für die dort seit Jahrhunderten ansässigen Deutschbalten – deutschsprachige Bewohner der baltischen Gebiete – bedeutete dies das Ende ihrer jahrhundertealten privilegierten gesellschaftlichen Stellung. Viele sahen sich zur Flucht nach Deutschland gedrängt, besonders nach der bolschewistischen Revolution und den nachfolgenden bewaffneten Konflikten. Insgesamt nahm Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg fast 7.000 deutschbaltische Flüchtlinge auf.

Christliche Hospiz Dünenschloss vor 1923

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Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger

Mit großer Betroffenheit und tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser Ehrenmitglied und langjähriger Wegbegleiter Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger im September 2025 in Berlin verstorben ist. Prof. Wallschläger war seit der Gründung Mitglied unseres Vereins, prägte Generationen von Genealogen, gestaltete unsere Forschung maßgeblich und setzte sich mit herausragender Leidenschaft für die pommersche Familienforschung ein.

Er hinterlässt uns ein reiches Erbe – seine Publikationen, Datenbanken, Online-Ortsfamilienbücher und sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement werden unsere Arbeit weiterhin bereichern. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihn kannten. Der Pommersche Greif verliert mit Prof. Wallschläger einen einmaligen Forscher, Mentor und Freund.

Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten.

Für den Vorstand des Pommerschen Greif e. V.
André Marten, 1. Vorsitzender

 

Im Oktober 2024 wurde er von der DAGV als „Verdienter Genealoge“ ausgezeichnet. André Marten hielt die folgende Laudatio:

Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger wurde am 13. Juli 1947 in Grevesmühlen als Sohn Heimatvertriebener geboren. Zur Familienforschung kam der Universitätsprofessor im Jahre 1996 und konnte seinen Vaterstamm bis ins Jahr 1666 mit Herkunft im Kreis Cammin in Pommern erforschen.

Prof. Wallschläger ist Mitglied im Pommerschen Greif e. V. seit Gründung des Vereines am 7. November 2000. Seither ist er ebenfalls Ansprechpartner für den Kreis Cammin. Seinem großen Wissen und seinem unermüdlichen Forschungsdrang war es zu verdanken, dass Wallschläger im Jahre 2005 den Sonderband des Pommerschen Greif e. V. Nr. 3 „Der Kreis Cammin“ herausbrachte, eine Anleitung für die Orts- und Familienforschung im Kreis Cammin in Pommern, 211 Seiten stark. Da die Nachfrage dieses Werkes so groß war, veröffentlichte der Verein eine zweite digitale Auflage sowie eine dritte, erweiterte und überarbeitete Auflage als Sonderband Nr. 20 im Jahre 2022 mit inzwischen 268 Seiten.

Von 2013 bis 2016 war Wallschläger der erste Vorsitzende des Vereins und bereits vorher als stellvertretender Vorsitzender tätig. 2015 führte er durch die Übernahme der umfangreichen Pommernbibliothek der Ostsee-Akademie Lübeck-Travemünde in die Bibliothek des Pommerschen Greif zwei für die Pommernforschung wichtige Bibliotheken zusammen.

Als 2018 der Zeitschrift „Pommern“ drohte, der Konkursmasse zum Opfer zu fallen, war es Hans-Dieter Wallschläger, der die Zeitung davor bewahrte und diese nun vorläufig vom Verein Pommerscher Greif e. V. getragen wurde. Bis Ende 2023 begleitete Hans-Dieter Wallschläger die Zeitschrift zur Überleitung an eine Stiftung, die fortan diese wichtige geschichts- und kulturwissenschaftliche Zeitschrift betreut.

2019 dann wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des Vereines „Pommerscher Greif e. V.“ verliehen.

Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger bemühte sich über viele Jahrzehnte um die Menschen, die im Kreis Cammin lebten und wirkten, erstellte Datenbanken sowie mehr als zehn Online-Ortsfamilienbücher und versuchte, vernichtete Kirchenbücher mittels Sekundärquellen zu rekonstruieren. Zudem befasste er sich intensiv mit der Glaubensgemeinschaft der Altlutheraner im Kreis Cammin, aber auch in den umliegenden Kreisen.

Zudem übernahm Hans-Dieter Wallschläger den Vorsitz des Heimatkreisausschusses Kreis Cammin im Jahre 2002 bis zu dessen Auflösung.

Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger nahm bis vor kurzem in der Regel als Ehrenmitglied und in beratender Weise an den Vorstandssitzungen des Pommerschen Greif teil. Er lebte in Berlin und forschte weiterhin mit großer Leidenschaft, trotz gesundheitlicher Einschränkung.

 

KUMMROW in Zwilipp – nur eine Generation …

Ausschnitt aus „Landkarte des Herzogtums Vor- und Hinterpommern aus dem Jahr 1794“ in Christian Friedrich Wutstrack. „Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung des Herzogtums Vor- und Hinterpommern. 2. berichtigte Auflage, Stettin 1795

Ein Text von Martina Riesener  von der Forschungsgruppe Kolberger Lande 

Der Anstoß zur Forschung

Anstoß für diesen Beitrag gab vor kurzem meine Forscherkollegin Margret Ott, die, wohlwissend, dass meine Vorfahren aus Zwilipp stammen, mir folgende Zeitungsnotiz zuschickte und dabei direkt nachfragte: „Kennst du diesen Artikel eigentlich schon und kannst du das Paar zuordnen?“

„Aus Pommern, 6. Jan. In Zwilipp feierte ein Altsitzerpaar die diamantene Hochzeit. Der Mann zählt 90 Jahre, die Frau 75 Jahre. Etwa 100 Nachkommen sind vorhanden“, so lautete die kurze Nachricht, die in der Kölnischen Zeitung am 10. Januar 1893 in der Rubrik „Vermischte Nachrichten“ erschienen war.

Ja – der Jubilar, ein Kummrow, gehöre tatsächlich zu meinem ‚erweiterten‘ Familienkreis, und seine Gattin, eine geborene Rackow, sei bei der Heirat aufgrund besonderer Umstände noch ein „halbes Kind“ gewesen – so viel konnte ich aus dem Stegreif mitteilen, aber für genauere Infos wolle ich dann doch lieber noch meine Unterlagen sichten.

Erinnerungen an Großvater – Der pommersche Dragoner

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Eine Kurzreise nach Pommern: Bychow und Lebork

Unser Mitglied Matthias Beulke hat im August 2025 gemeinsam mit seiner Frau eine eindrückliche Reise nach Pommern unternommen – vom Besuch eines Ritterguts mit besonderem genealogischen Hintergrund bis zum Besuch bei der deutschen Minderheit in Lebork. Er berichtet über seine Erlebnisse: (mehr …)

Die Forschungsgruppe Stolper Lande: Familien- und Heimatgeschichte lebendig bewahren

Die Forschungsgruppe Stolper Lande ist ein engagierter Zusammenschluss von Heimat- und Familienforschern innerhalb des Pommerscher Greif e.V. in enger Kooperation mit dem Stolper Heimatkreise e.V.. Ihr gemeinsames Ziel: Die Bewahrung, Erforschung und Weitergabe der Geschichte der ehemaligen deutschen Kreise Stolp (Stadt und Land), Lauenburg, Schlawe und Bütow in Hinterpommern – mit einem besonderen Fokus auf persönliche Familiengeschichten.

Herkunft und Struktur

Der Arbeitskreis Heimat- und Familienforschung Stolper Lande (AKFF) wurde 1995 gegründet und gehört seit 1999 zum Stolper Heimatkreise e.V. Zwei seiner Mitglieder gehörten sogar zum Gründungsvorstand des Pommerscher Greif e.V. Heute arbeiten beide Vereine über die gemeinsame Forschungsgruppe „Stolper Lande“ eng zusammen. Von den rund 340 Mitgliedern des Stolper Heimatkreise e.V. engagieren sich etwa 140 aktiv im AKFF.

Familien- und Ortsforschung

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Badesaison morte

Vorsichtig . „Du, ich habe heute Nacht geträumt, daß mein Mann ertrunken ist!“ „dann wird es allmählich Zeit, daß ich mich zurückziehe!“ Aus: Simplicissimus, Specialnummer „Im Bad“ 5.8.1907, 12. Jahrgang No. 19. Zeichner: Ernst Heilemann

Badesaison morte

Die Saison ist nun zu Ende
Und die schöne Zeit vorbei!
Von Misdroy bis nach Ostende
spürst du nichts von Tyrannei

Mehr der Wirthe, die sonst grausam
preßten aus jedweden Gast,
Kur­familien, die sich trausam
fürchteten vor ihnen fast.

Aus ist’s mit dem Badezauber,
Nord- und Ostsee packet ein!
Harte Beefsteaks, harte Betten
können mir gestohlen sein.

Euere Wellen, das ist wichtig,
hab’n das Rückgrat mir gestählt,
An App’tit – und das ist richtig –
hat es auch mir nicht gefehlt.

Doch die Table d’hôte-Beschwerden
sie sind nimmer zu kurir’n;
Ja, es ist um toll zu werden
und zum Magen ruinir’n!

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Das Seebad Rügenwaldermünde: Eine Pioniertat an der Ostsee

Die Vision eines Arztes

Im frühen 19. Jahrhundert, als Europa unter den napoleonischen Kriegen ächzte, fasste Dr. Georg Friedrich Büttner in Rügenwalde einen kühnen Plan: An der Mündung des örtlichen Flusses sollte ein Seebad entstehen. Was heute selbstverständlich erscheint, war damals ein gewagtes Unterfangen. Die Staatskassen waren durch die Kriegskosten geleert, die Städte kämpften ums Überleben, und niemand dachte an Luxus wie Kurbäder.

Doch Büttner ließ sich nicht entmutigen. Mit diplomatischem Geschick wandte er sich direkt an den König und bat um die Erlaubnis, eine große Scheune vom Schlosshof nutzen zu dürfen. Als die königliche Genehmigung eintraf, machte sich der findige Arzt ans Werk: Die Scheune wurde Balken für Balken abgetragen und an der Flussmündung als erstes Badehaus wieder errichtet.

Rügenwaldermünde um 1895, Quelle fotopolska.eu

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