
1791 erhielt Johann Gottfried Schadow (sein bekanntestes Werk die Quadriga auf dem Brandenburger Tor) den Auftrag, eine Statue des Königs Friedrich II. für Stettin zu erstellen. Diese Statue aus weissem italienischem Marmor mit einem Sockel aus blauem schlesischem Marmor stand bis 1877 auf dem Paradeplatz in Stettin und wurde dann durch eine Bronzekopie ersetzt. Die Marmorskulptur fand ihren Platz im Ständehaus, dem heutigen Polnischen Nationalmuseum in Stettin. Dort blieb sie dann bis 1942, dann wurde sie in die Burg in Wildenbruch/Greifenhagen (Swobnica) evakuiert. Leider kam es zu einem Unfall: sie stürzte eine Kellertreppe herunter und zerbarst . Die Bronzestatue befindet sich heute im pommerschen Nationalmuseum in Greifswald, das Schicksal des Marmor-originals war lange Zeit unbekannt.


Das Besondere an diesem Monument: Schadow stellt den König in die Pose des Feldherren, lässt ihn aber den Stab auf zwei Bücher stützen. Das Gesicht trägt überaus feine Züge. Der Künstler zeigt so die Widersprüche im Charakter des großen Königs: Kriegsherr und Musiker, Waffennarr und Philosoph, brutaler Eroberer und Kämpfer für Gerechtigkeit. Kunsthistoriker beurteilen Schadows Standbild als das ausdrucksstärkste aller Friedrichdenkmäler.
Erst durch eine Anfrage von polnischen Restauratoren in Berlin wurde man darauf aufmerksam, dass diese Statue den Krieg überlebt hat. Die Schadow-Gesellschaft in Berlin initiierte eine Spendensammlung und konnte die Restaurierung so erheblich unterstützen.
Nach abgeschlossener Restaurierung hat das Nationalmuseum Stettin die 2,50 m hohe Statue als Leihgabe an das Bode-Museum in Berlin übergeben. Dort wurde sie am 1.Dezember 2011 feierlich enthüllt. Sie wird bis 2015 in Berlin bleiben und damit sowohl an der Feier des 300sten Geburtstags des Alten Fritz als auch an der Feier zum 250sten Geburtstag von Schadow in 2014 teilnehmen können. Wenn man bedenkt, das Friedrich der II. eigentlich kein Freund der Polen war und die erste polnische Teilung 1772 mit verursachte, ist diese Geschichte einer Reise von Stettin nach Berlin um so bemerkenswerter.

Quellen:
Artikel in „Die Welt“ vom 22.12.2011
Schadow-Gesellschaft
polnischer Blog aus Stettin
29. November 2011 und
26. Oktober 2008
Bericht über die Enthüllung auf hackescher-markt.de
Zeitgenössischer Text zur Errichtung des Denkmals:
Umständliche Nachricht von der, dem großen König Friedrich II. zu Alt-Stettin am 10ten October 1793. errichteten marmornen Bildsäule