Erntesitten in Grumbkow (Kreis Stolp)

Aus dem Heimatkalender für Ostpommern auf das Jahr 1931

Auf fast allen Gütern unserer ostpommerschen Heimat sind die oft Jahrhunderte alten Sitten und Gebräuche noch lebendig. Ein treues, eng mit der Heimatscholle verbundenes Arbeitergeschlecht pflanzte sie fort, und seine Arbeitgeber ließen es mit Genugtuung gewähren in der sicheren Erkenntnis, daß alles, was die Heimat einst hervorgebracht hat, echt und wahr und heilig ist und zum Bestande gehört, wie alles tote und lebende Inventar. Sie halfen stets freudig mit, die Beachtung alter Sitten zu vertiefen und aus manchem an sich bescheidenen Dingen wirkliche Volksfeste zu gestalten, wenn auch die Verhältnisse in andauernd immer wiederkehrender Notzeiten manchmal am liebsten andere Wege hätten weisen mögen.

Hier soll von den alten Gebräuchen erzählt werden, die sich um den Kranz um die Erntezeit legen, indem sie die Ernte eröffnen, begleiten und schließen. In Grumbkow bestehen zurzeit noch drei solcher Gebräuche, die alle Jahre mit großer Freudigkeit neu auferstehen: Das Binden, das Bringen des Alten und das Erntefest.

Auf Ernte Urlaub. Quelle: Stettiner Stadt- und Landbote (5. Jahrgang, 1897) 

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Nachlese zum Genealogentag in Frankfurt

Was bringt eigentlich die Teilnahme am Genealogentag? Wie lässt sich daraus Inspiration für die eigene Familienforschung gewinnen – und wie kann das Engagement am Stand des Pommerschen Greif dazu beitragen, anderen und dem Verein selbst zu helfen?
Antworten auf diese Fragen liefert unser Mitglied Karin Cox, die uns mit ihrem lebendigen Bericht aus Frankfurt und vielen persönlichen Eindrücken am Stand des Pommerschen Greif noch einmal nach Frankfurt mitnimmt.

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Plattes Land – Vom Volksmund in die Verwaltungssprache

Plattes Land – das klingt nach weiter Sicht, tiefem Himmel und gemächlichem Leben zwischen Feldern und Alleen. In Pommern ist der Ausdruck fest verankert. Was zunächst wie eine rein volkstümliche Wendung klingt, ist weit mehr: ein Begriff mit Geschichte – und Amtssiegel.

Ursprünglich stammt die Bezeichnung aus dem Niederdeutschen und beschreibt das flache, offene Land Norddeutschlands – eine Landschaft, wie sie auch für Pommern typisch ist. Doch der Ausdruck blieb nicht in der Alltagssprache stecken. Wer in alten Verwaltungsakten blättert, merkt schnell: „Plattes Land“ wurde auch ganz offiziell verwendet.

In Pommern diente der Begriff dazu, das ländliche Umland klar von den Städten abzugrenzen. Ob Baupolizeiordnungen, Steuerregelungen, Volkszählungen oder Zuständigkeitsfragen – das „platte Land“ tauchte regelmäßig in amtlichen Vorschriften auf. Es bezeichnete nicht nur eine geographische Gegebenheit, sondern auch eine rechtlich definierte Kategorie.

Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts fand der Ausdruck auch außerhalb Norddeutschlands Verbreitung. Was einst das norddeutsche Hinterland meinte, wurde im gesamten deutschen Sprachraum zum Synonym für das Ländliche, Nicht-Städtische – und damit zum festen Bestandteil der Verwaltungssprache.

„Plattes Land“ – ein Ausdruck, der vom Volksmund bis in die Gesetzestexte wanderte – und damit ein Stück regionaler Identität in den amtlichen Sprachgebrauch überführte.

Der Zusammensturz des Thurmes der Jacobikirche in Stettin

Aus der Berliner Illustrierte Zeitung vom 25.2.1894

Der mächtige Orkan, der in den Tagen vom 10. bis 12. d. M. in ganz Deutschland wüthete, hat bekanntlich an nicht wenigen Orten bedeutenden materiellen Schaden angerichtet, nicht zum wenigsten auch in der Reichshauptstadt. Am empfindlichsten dürfte aber doch wohl Stettin betroffen worden sein.

Die Jacobikirche in Stettin nach dem Orkan vom 12. d. Mts. (Februar 1894)

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Der 75. Deutsche Genealogentag – Ein voller Erfolg für Pommern und die Familienforschung

Am vergangenen Sonntag endete der 75. Deutsche Genealogentag in Frankfurt am Main  – und er war ein großer Erfolg, sowohl für den Pommerschen Greif als auch für alle Beteiligten und die Familienforschung insgesamt. Unser Stand war mit sieben aktiven Mitgliedern hervorragend besetzt. Die Stimmung war durchweg positiv und die Nachfrage nach Informationen rund um Pommern besonders hoch.

Der Stand des Pommerschen Greif

Rund 2400 Besucherinnen und Besucher fanden den Weg zum Genealogentag nach Frankfurt. Besonders am Samstag strömten zahlreiche Interessierte in die Ausstellungsräume.

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Die Baltenschule in Misdroy 1919-1945

Entstehungskontext und historischer Hintergrund

Die „Baltenschule“ war eine deutsche Privatschule mit angeschlossenem Internat, die 1919 in Misdroy (heute Międzyzdroje in Polen) auf der Insel Wollin gegründet wurde. Ihre Entstehung ist eng mit den dramatischen politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg im Baltikum verbunden.

Nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches 1917/18 entstanden neue unabhängige Staaten wie Estland und Lettland. Für die dort seit Jahrhunderten ansässigen Deutschbalten – deutschsprachige Bewohner der baltischen Gebiete – bedeutete dies das Ende ihrer jahrhundertealten privilegierten gesellschaftlichen Stellung. Viele sahen sich zur Flucht nach Deutschland gedrängt, besonders nach der bolschewistischen Revolution und den nachfolgenden bewaffneten Konflikten. Insgesamt nahm Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg fast 7.000 deutschbaltische Flüchtlinge auf.

Christliche Hospiz Dünenschloss vor 1923

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Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger

Mit großer Betroffenheit und tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser Ehrenmitglied und langjähriger Wegbegleiter Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger im September 2025 in Berlin verstorben ist. Prof. Wallschläger war seit der Gründung Mitglied unseres Vereins, prägte Generationen von Genealogen, gestaltete unsere Forschung maßgeblich und setzte sich mit herausragender Leidenschaft für die pommersche Familienforschung ein.

Er hinterlässt uns ein reiches Erbe – seine Publikationen, Datenbanken, Online-Ortsfamilienbücher und sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement werden unsere Arbeit weiterhin bereichern. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihn kannten. Der Pommersche Greif verliert mit Prof. Wallschläger einen einmaligen Forscher, Mentor und Freund.

Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten.

Für den Vorstand des Pommerschen Greif e. V.
André Marten, 1. Vorsitzender

 

Im Oktober 2024 wurde er von der DAGV als „Verdienter Genealoge“ ausgezeichnet. André Marten hielt die folgende Laudatio:

Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger wurde am 13. Juli 1947 in Grevesmühlen als Sohn Heimatvertriebener geboren. Zur Familienforschung kam der Universitätsprofessor im Jahre 1996 und konnte seinen Vaterstamm bis ins Jahr 1666 mit Herkunft im Kreis Cammin in Pommern erforschen.

Prof. Wallschläger ist Mitglied im Pommerschen Greif e. V. seit Gründung des Vereines am 7. November 2000. Seither ist er ebenfalls Ansprechpartner für den Kreis Cammin. Seinem großen Wissen und seinem unermüdlichen Forschungsdrang war es zu verdanken, dass Wallschläger im Jahre 2005 den Sonderband des Pommerschen Greif e. V. Nr. 3 „Der Kreis Cammin“ herausbrachte, eine Anleitung für die Orts- und Familienforschung im Kreis Cammin in Pommern, 211 Seiten stark. Da die Nachfrage dieses Werkes so groß war, veröffentlichte der Verein eine zweite digitale Auflage sowie eine dritte, erweiterte und überarbeitete Auflage als Sonderband Nr. 20 im Jahre 2022 mit inzwischen 268 Seiten.

Von 2013 bis 2016 war Wallschläger der erste Vorsitzende des Vereins und bereits vorher als stellvertretender Vorsitzender tätig. 2015 führte er durch die Übernahme der umfangreichen Pommernbibliothek der Ostsee-Akademie Lübeck-Travemünde in die Bibliothek des Pommerschen Greif zwei für die Pommernforschung wichtige Bibliotheken zusammen.

Als 2018 der Zeitschrift „Pommern“ drohte, der Konkursmasse zum Opfer zu fallen, war es Hans-Dieter Wallschläger, der die Zeitung davor bewahrte und diese nun vorläufig vom Verein Pommerscher Greif e. V. getragen wurde. Bis Ende 2023 begleitete Hans-Dieter Wallschläger die Zeitschrift zur Überleitung an eine Stiftung, die fortan diese wichtige geschichts- und kulturwissenschaftliche Zeitschrift betreut.

2019 dann wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des Vereines „Pommerscher Greif e. V.“ verliehen.

Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger bemühte sich über viele Jahrzehnte um die Menschen, die im Kreis Cammin lebten und wirkten, erstellte Datenbanken sowie mehr als zehn Online-Ortsfamilienbücher und versuchte, vernichtete Kirchenbücher mittels Sekundärquellen zu rekonstruieren. Zudem befasste er sich intensiv mit der Glaubensgemeinschaft der Altlutheraner im Kreis Cammin, aber auch in den umliegenden Kreisen.

Zudem übernahm Hans-Dieter Wallschläger den Vorsitz des Heimatkreisausschusses Kreis Cammin im Jahre 2002 bis zu dessen Auflösung.

Prof. Dr. Hans-Dieter Wallschläger nahm bis vor kurzem in der Regel als Ehrenmitglied und in beratender Weise an den Vorstandssitzungen des Pommerschen Greif teil. Er lebte in Berlin und forschte weiterhin mit großer Leidenschaft, trotz gesundheitlicher Einschränkung.

 

KUMMROW in Zwilipp – nur eine Generation …

Ausschnitt aus „Landkarte des Herzogtums Vor- und Hinterpommern aus dem Jahr 1794“ in Christian Friedrich Wutstrack. „Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung des Herzogtums Vor- und Hinterpommern. 2. berichtigte Auflage, Stettin 1795

Ein Text von Martina Riesener  von der Forschungsgruppe Kolberger Lande 

Der Anstoß zur Forschung

Anstoß für diesen Beitrag gab vor kurzem meine Forscherkollegin Margret Ott, die, wohlwissend, dass meine Vorfahren aus Zwilipp stammen, mir folgende Zeitungsnotiz zuschickte und dabei direkt nachfragte: „Kennst du diesen Artikel eigentlich schon und kannst du das Paar zuordnen?“

„Aus Pommern, 6. Jan. In Zwilipp feierte ein Altsitzerpaar die diamantene Hochzeit. Der Mann zählt 90 Jahre, die Frau 75 Jahre. Etwa 100 Nachkommen sind vorhanden“, so lautete die kurze Nachricht, die in der Kölnischen Zeitung am 10. Januar 1893 in der Rubrik „Vermischte Nachrichten“ erschienen war.

Ja – der Jubilar, ein Kummrow, gehöre tatsächlich zu meinem ‚erweiterten‘ Familienkreis, und seine Gattin, eine geborene Rackow, sei bei der Heirat aufgrund besonderer Umstände noch ein „halbes Kind“ gewesen – so viel konnte ich aus dem Stegreif mitteilen, aber für genauere Infos wolle ich dann doch lieber noch meine Unterlagen sichten.

Erinnerungen an Großvater – Der pommersche Dragoner

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