Die kleine Reihe pommerscher Schauspielerinnen und Schauspieler geht weiter.
Geheimnisvoll, aristokratisch und listig fesselte mich Ellen Schwiers im Frühjahr 1973 drei Abende lang vor dem Fernseher, bis das Drama um den “Roten Schal” endlich gelöst war. Meine erste bewusste Begegnung mit der Schauspielerin, die damals bereits über 20 Jahre erfolgreich war. Hätte ich gewusst, dass meine Großmutter und Ellens Mutter nur ein paar Kilometer voneinander entfernt zur gleichen Zeit im Landkreis Schivelbein aufgewachsen sind, ich wäre noch hingerissener gewesen.
Ellen Schwiers kam am 11.06.1930 in Stettin zur Welt. Doch aufgewachsen ist sie an unterschiedlichsten Orten. Der Vater Lutz Schwiers war Schauspieler und zog mit der Familie von einem Engagement zum nächsten. Ellen Schwiers wechselte fünfzehn Mal die Schule. Und doch spielte Pommern eine große Rolle in ihrem Leben – wegen ihrer Mutter Liselotte. Mit 85 Jahren schrieb Liselotte Schwiers ihre Kindheitserinnerungen auf und veröffentlichte sie in dem Buch „Das Paradies liegt in Pommern“ – eine sehr persönliche Erzählung über das Leben auf dem Rittergut Zietlow in Hinterpommern Anfang des 20. Jahrhunderts. Liselotte Schwiers hat damit ein berührendes Dokument einer untergegangen Welt hinterlassen, das Alltag und Brauchtum Hinterpommerns wiederauferstehen lässt. Ein normaler Tagesablauf auf einem Gut, die Arbeit auf den Feldern, in den Ställen und in der Küche, Wasch-, Schlacht- und die Feiertage – wer nicht nur wissen, sondern fühlen möchte, wie unsere Vorfahren in den Gutshäusern oder Tagelöhnerkaten lebten, dem sei das leider nur noch antiquarisch zu bekommende Buch ans Herz gelegt.
Ellen Schwiers Großvater Alfred Wagener war als Gutsverwalter auf dem Rittergut der Familie von der Goltz in Zietlow, Kreis Belgard tätig. Liselotte und ihre drei Geschwister wuchsen behütet in der ländlichen Idylle auf und gingen in Kolberg zur Schule. Das „Paradies in Pommern“ endete jäh – für Liselotte Schwiers mit dem 2. Weltkrieg. Ellen Schwiers berichtete allerdings in ihren Memoiren „Dich hat der Esel im Galopp verloren“, dass die Familie Zietlow schon nach dem 1. Weltkrieg verlassen musste – Rüdiger von der Goltz hatte beschlossen, seine Güter selber zu verwalten. Die Wageners mussten nach Stettin ziehen, die Inflation nahm ihnen alles Ersparte und sie lebten plötzlich in Armut. Liselotte Schwiers hielt ihr Leben lang an dem Traum von Pommern fest. Die verlorene Heimat war und blieb ihr Fixpunkt. „Das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können, ist die Erinnerung. Für mich ist es die Erinnerung an Pommern“, schließt sie ihre Memoiren. Sie starb im Alter von 94 Jahren 1999 in München.
Ellen Schwiers Eltern lernten sich in Stettin kennen und führten lange ein Leben ohne feste Heimat, bis sie sich nach dem Krieg in Koblenz niederließen. Die Schauspielerei war Ellen in die Wiege gelegt worden und 1949 stand sie erstmals vor der Kamera. 1956 heiratete sie den Regisseur Peter Jacob, der eine kurze Ehe mit Leni Riefenstahl hinter sich hatte. Tochter Katerina wurde 1958 in München geboren und setzte die Schauspieldynastie fort. 2017 beendete Ellen Schwiers ihre lange Film- und Fernsehkarriere und starb zwei Jahre später.