Wenn der eigene Familienname im Zusammenhang mit dem Ortsnamen Kösternitz – wo die Vorfahren mal gelebt haben – auftaucht, wird man neugierig. Auch wenn man dann feststellt, dass es nicht um das Kösternitz im Kreis Schlawe, wo die eigenen Otts lebten,  sondern um jenes im Kreis Belgard geht.

Wochenblatt für Zschopau und Umgegend
Betagtes Bauernehepaar ermordet

Folgende Meldung erschien im Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : Zschopauer Tageblatt u. Anzeiger
vom Montag, 25.03.1935

Da hat anscheinend ein Emil Ott Onkel und Tante Guse in Kösternitz-Abbau ermordet.

(Als Anerbenrecht bezeichnet man die Vererbung eines landwirtschaftlichen Anwesens an einen einzigen Erben, damit es geschlossen erhalten bleibt. )

Hoffentlich keine Verwandtschaft?
Leider fehlt ausgerechnet der Jahrgang 1935 bei den Sterberegistern des Standesamtes Roggow, zu dem Kösternitz gehörte.

 

 

 

Die Greif-X hilft weiter 🙂
Am 18.9.1906 wird ein Emil Ernst Albert Ott in Kösternitz geboren.

Seine Eltern sind Carl Friedrich August Ott und die Marie Holdine Wilhelmine Guse,
der Vater geboren 1861 als Sohn von Carl Ott und Charlotte Drawanz.

Die Heirat Ott/Guse findet sich 1892

Die Eltern von Carl Friedrich August, der 1861 in Lenzen Ausbau geboren wurde sind der Eigentümer Carl Ott und die Charlotte geb. Drawanz, die Eltern der Marie der Cossäth Friedrich Guse und die Alwine Manke. Zum Glück kein Zusammenhang zu den mir bekannten Vorfahren Ott.

Marie hat wohl zwei Brüder, vom Alter her passt Bernhard Albert Herrmann, *28.3.1870 auch mit dem Vornamen zur Zeitungsmeldung

Dieser heiratet am 14.April 1903 in Belgard die Marie Henriette Ulrike Baller * 5.August 1866.
Diese Heirat findet sich übrigens in einem “zweiten” Trauregister Belgard 1903, das es nur bei Ancestry gibt. Ancestry hat die Nebenregister, bei diesem zweiten fehlt das Deckblatt, es scheint sich um ein falsch zugeordnetes Trauregister aus Roggow zu handeln.

Ahnentafel Emil Ott

Wie ging es weiter mit dem Tatverdächtigen Emil Ott?

Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : Zschopauer Tageblatt u. AnzeigerSamstag, 12.10.1935
Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : Zschopauer Tageblatt u. Anzeiger Samstag, 12.10.1935 :Doppelmörder zum Tode verurteilt

Er wurde wegen Ermordung von Bernhard und Marie Guse im Oktober 1935 in Köslin zu einer doppelten Todesstrafe verurteilt.
Bei einer Revision in Leipzig Januar 1936 wurde er nicht zweimal, sondern nur einmal zum Tode verurteilt.

Diese Todesurteil wurde nicht vollstreckt. Am 19.09.1936 steht in der Zeitung:
Der Führer und Reichskanzler hat die gegen den bisher unbestraften Emil Ott vom Schwurgericht in Köslin wegen Mordes erkannte Todesstrafe im Gnadenweg in lebenslängliches Zuchthaus umgewandelt.

 

 

 

Das weitere Schicksal ist unbekannt. Das Bundesarchiv schreibt über Gefängnisinsassen während der Nazi-Zeit: Das Reichsjustizministerium weitete ab 1938 die Arbeitsverpflichtung der Inhaftierten der Gefängnisse und Zuchthäuser aus. Arbeit in den Gefängnissen und Zuchthäusern war zwar schon während der Weimarer Republik Bestandteil des Strafvollzugs gewesen, doch veränderte sie sich mit diesem Eingriff. Unter anderem nahm die Zahl der Arbeitskommandos außerhalb der Strafanstalten zu. Die später während des Zweiten Weltkrieges eingeführte Arbeit in Bombenräumkommandos gehörte dabei zu den gefährlichsten Arbeiten, die Justizhäftlinge verrichten mussten. Am 28. Oktober 1939 ordnete das Reichsjustizministerium elf- bis zwölfstündige Arbeitszeiten für Häftlinge in den Gefängnissen, Zuchthäusern und Straflagern an. Dabei wurde eine strenge Bestrafung bei „schlechter Leistung“ und Arbeitsverweigerung angedroht und angewendet. Strafen waren u.a. Essensentzug, Arrest sowie Prügel.

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