Vorsichtig . „Du, ich habe heute Nacht geträumt, daß mein Mann ertrunken ist!“ „dann wird es allmählich Zeit, daß ich mich zurückziehe!“ Aus: Simplicissimus, Specialnummer „Im Bad“ 5.8.1907, 12. Jahrgang No. 19. Zeichner: Ernst Heilemann
Badesaison morte
Die Saison ist nun zu Ende
Und die schöne Zeit vorbei!
Von Misdroy bis nach Ostende
spürst du nichts von Tyrannei
Mehr der Wirthe, die sonst grausam
preßten aus jedweden Gast,
Kurfamilien, die sich trausam
fürchteten vor ihnen fast.
Aus ist’s mit dem Badezauber,
Nord- und Ostsee packet ein!
Harte Beefsteaks, harte Betten
können mir gestohlen sein.
Euere Wellen, das ist wichtig,
hab’n das Rückgrat mir gestählt,
An App’tit – und das ist richtig –
hat es auch mir nicht gefehlt.
Doch die Table d’hôte-Beschwerden
sie sind nimmer zu kurir’n;
Ja, es ist um toll zu werden
und zum Magen ruinir’n!
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erwachte in Deutschland und somit auch in der Provinz Pommern eine neue Begeisterung für den Motorsport. Die Menschen sehnten sich nach Zerstreuung und sportlichem Wettkampf und das Motorrad entwickelte sich schnell zu einem beliebten Sportgerät. Da es zu dieser Zeit noch kaum spezielle Rennstrecken gab, wurden die Wettkämpfe oft auf Landstraßen ausgetragen.
Zwischen 1923 und 1931 waren Swinemünde, Misdroy und Kolberg Schauplatz berühmter Bäderrennen mit Motorrädern.
Sie wurden veranstaltet in:
– Swinemünde von 1923 bis 1925 (19,6 km Rundkurs)
– Kolberg von 1926 bis 1929 (27,63 km Rundkurs 1926, 27,67 km 1928 und 25,75 km 1929)
– Misdroy 1931 ( 19,667 km Ostseering-Rundkurs)
Zeichnung von Albert Jansen in „Der Mittag“ 4.7.1927
Fontane beschreibt Swinemünde im Sommer 1827 als eine Stadt voller Gegensätze: ein „unschönes Nest“, das zugleich einen besonderen Reiz besaß. Während das Stadtzentrum wenig ansprechend war, offenbarte sich am Fluss, dem „Strom“, eine malerische Schönheit. Besonders das „Bollwerk“, eine Uferpromenade, war mit seinen „Klappen“ (hölzernen Waschflößen) ein lebendiger Ort maritimen Alltags. Der Erzähler erinnert sich liebevoll an den Geruch von Teer und Essen, der beim Kalfatern der Schiffe in der Luft lag. Er berichtet über die Vertiefung der Fahrrinne und teilt Klatsch und Tratsch über die Swinemünder Honoratioren und die Frauenwelt.
Alte Badelisten aus jener Zeit vor 90 Jahren sind sehr selten. Wir sind deshalb der Badeverwaltung außerordentlich dankbar, daß sie dem Heimatmuseum zwei solche Listen aus 1836 und 1838 zur Verfügung stellte. Sie stammen aus der Familie Raithel. Karl Gustav Raithel übernahm 1878 das Hotel Preußenhof von seinem Schwiegervater F. W. Wolff und verkaufte es 1889 an Hermann Radowitz. Die vorliegenden Listen sind also in der Familie Wolff aufbewahrt worden. Der Gastwirt Wolff hatte um 1837 das Hotel „König von Preußen“ (heute Postgebäude) übernommen; 1843 kaufte er von der Witwe des Kreischirurgen Hannemann das Gebäude des jetzigen Preußenhofes und errichtete einen Neubau, wie er jetzt noch zu sehen ist. Sein „König von Preußen“ ging in den Besitz des Bäckermeisters Bluhm über, der ihn 1877 an die Reichspostverwaltung zum Abbruch verkaufte.
Die Badelisten stammen also jedenfalls aus dem von Preußen; nach der Liste von 1836 hieß der Besitzer Winnemer, nach der von 1838 Wolff. Wir gehen wohl nicht fehlt, wenn wir annehmen, daß Wolff 1839 das erstemal als Hotelbesitzer tätig war und, der neuen Würde voll, die Badelisten sammelte; nachher scheint er es unterlassenen zu haben. Im Jahre 1836 wurden 18 Listen herausgegeben, die erste für die Zeit vom 20—29. Juni, die letzte für die Zeit vom 14.—20. September; im August erschienen die in Stettin gedruckten Listen alle 2 bis 3 Tage. Im ganzen werden 1342 Gäste notiert, darunter 638 eigentliche Badegäste (mit Kurkarten). Am 7. Juli werden 99 Gäste und 69 Fremde gemeldet, am 1. August 483 Gäste und 356 Fremde, am 1. September 634 Gäste und 636 Fremde.
Oberbollwerk mit Hotel 3 Kronen (vorne rechts) 1906, Bildquelle https://polska-org.pl/
Jahrhundertfeier Swinemünde 1924 aus Illustrierte Zeitung 1924
Swinemünde, 21. Juli. Swinemünde feierte die erste Wiederkehr des Tages, an dem zum erstenmal an seinem Strand ein Badedirektor das Szepter schwang. Der Jubiläumstag war zugleich der erste in dieser Saison, der aus allen Teilen des Reiches Gäste in größerer Zahl herbeigelockt hatte. Im Gegensatz zum Vorjahre, in dem neben dem Inland, das sehr stark vertreten war, die Ausländer eine bedeutende Rolle spielten, ist Swinemünde in diesem Jahre, ebenso wie die übrigen Ostsee-bäder, recht still.
Die offizielle Feier begann mit einer Festsitzung des Magistrats, in der der kommissarische Bürgermeister der Stadt, Regierungsrat Boediker , einen kurzen Ueberblick über die Geschichte des Seebades gab. Die eigentliche Veranlassung zu seiner Gründung war der Aufschwung von Stettin als Handelshafen, der Swinemünde die Leistung erschwerte. Erst einige Zeit nach der Eröffnung des Bades wurde mit der Errichtung des „Gesellschaftshauses“ begonnen, des nachmaligen Kurhauses. Die Bademethoden waren damals recht primitive: man konnte sich, wenn man seescheu war, am Strand zwei Kübel Ostseewasser über den den Kopf gießen lassen und hatte dafür zwei Groschen zu zahlen. Erst von 1888 ab entstanden die Strandanlagen in der Gestalt, die sie heute aufweisen. Der Verkehr des Seebades wurde anfangs durch Polizeimaßnahmen gehemmt, entwickelte sich aber nach der Bebauung des Strandes so schnell, daß sich in der Vorkriegszeit jährlich Zehntausende von Gästen einfanden. Selbstverständlich hat Swinemünde in den Kriegsjahren schwer gelitten und ist seither noch nicht wieder auf die alte Höhe gelangt.
Den Höhepunkt der Jahrhundertfeier bildete ein historischer Festzug, der bunte Bilder aus den hundert Jahren brachte, in denen Swinemünde geworden ist: die Bürgerwehr des Kommerzienrats Krause vor hundert Jahren, uralte, primitive Badekarren und fast vorsintflutliche Verkehrsmittel, alle Radfahrer- und Anglerklubs in Galatracht und ein Aufgebot von Blumenwagen. Einem Empfang, den Swinemünde den anwesenden Pressevertretern gab, wohnte der Außenminister Dr. Stresemann bei. Bei Einbruch der Dunkelheit flammten in Fenstern und an Hausfronten, aus den Türmen der Standhotels und auf Boten, die draußen in der Ostsee lagen, Tausende von Lichtern auf, und Feuerwerk goß Tageshelle über den Strand.
Jürgen Diem hat, von unseren Reisebeschreibungen inspiriert, in seinem Bestand eine Geschichte aus dem Jahr 1913 gefunden, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten möchten.
Segler-Erinnerungen
von Rudolf König, aufgeschrieben von Kurt Fleischfresser
Nun hatte ich also ein eigenes richtiges Segelboot, und es gab in den Ferien kaum einen Tag, wo der „Wandervogel“ nicht auf Fahrt war. Im Sommer 1913 machte ich mit dem Boot meine erste größere Reise. Mein Freund Hans Radke aus Stettin besuchte mich, und es wurde sofort eine Fahrt angesetzt. Das Boot war mit einer Persenning versehen. Im Seesack wurde eine Matratze verstaut nebst Decken und Mänteln. Eine kleine Proviantkiste wurde wohlgefüllt‚ Petroleumkocher‚ Topf und Bratpfanne verstaut und fertig war die Reiseausrüstung.
Der Plan war: Über See bis Dievenow, Cammin‚ Wollin‚ durchs Haff bis Stepenitz und Stettin; dann zurück nach Ziegenort und übers Haff nach Swinemünde. (mehr …)
Die Ferienzeit verläuft in diesem Jahr für Viele anders als gedacht. Deshalb wollen wir Ihnen in den nächsten Wochen den Urlaub mit Auszügen aus alten Reisebeschreibungen verschiedenster Art ein kleines bisschen nach Hause bringen.
Begleiten Sie uns heute auf eine Fahrt von Berlin nach Rügen:
Ich wollte zum ersten Mal in meinem Leben die Küsten von Rügen sehen, die hohen Kreidefelsen von Jasmund besuchen und durch die dunklen Eichenwälder des Granitz und der Stubnitz wandern; im Juli waren mir die Tage zu heiß gewesen, jetzt ging der Sommer zu Ende und nur bis in die ersten Tage des September hinein tragen den Reisenden die Dampfschiffe aus dem Hafen von Stettin über die grünen Wogen der Ostsee an den Strand.
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