In einem Pommerschen Pfarrhause  

Titelkopf der Zeitschrift
„Daheim“

Es ist ein stiller Abend; man hört das Rauschen der Ostsee. Das Dorf liegt einsam da, fern von der nächsten Stadt und noch weiter von der Eisenbahn. Wie fast überall in dortiger Gegend hat der Pfarrer außer seinem Dorf noch einige ziemlich entlegene Filiale zu besorgen und sonntäglich zwei Mal, oft drei Mal zu predigen. Es ist eine Patronatsstelle; der Gutsherr, sein Patron, ist ein Freund der Kirche und steht in gutem Vernehmen mit seinem Pastor. Das ist viel werth für den Umgang der Pfarrersleute, aber auch für ihre Wirksamkeit.

Pfarrhaus Borntuchen
aus Gerhard Bronisch – Walter Ohle – Hans Teichmüller, Kreis Bütow, Stettin 1938 (Die Kunst- und Kulturdenkmäler der Provinz Pommern, herausgeg. v. Provinzialverband v. Pommern)

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Die Schivelbeiner Excesse

Hinterpommern war im Sommer 1881 im gesamten deutschen Kaiserreich in aller Munde. Man sprach vom „pommerschen Bürgerkrieg“. Eine Geschichte, die fast vergessen ist.

Im Juli und August 1881 kam es in Städten und Dörfern rund um Neustettin zu schweren antijüdischen Ausschreitungen. Konkreter Auslöser für die Gewalt war der Brand der Synagoge in Neustettin. Die „Schivelbeiner Excesse“ am 7. August 1881 waren die wohl schwerwiegendsten Krawalle des Sommers. Stundenlang zogen hunderte von Randalierern durch die Stadt, zerstörten und plünderten jüdische Geschäfte und Wohnhäuser. Besonders hart traf es die Spirituosenhandlung von Heymann Jacobus.

Polizei und der Bürgermeister konnten gegen die Gewalt der Masse nichts ausrichten. Erst der Kriegerverein bekam die Lage wieder unter Kontrolle. 22 Schivelbeiner Bürgerinnen und Bürger wurden später in einem reichsweit beachteten Prozess zu Gefängnisstrafen verurteilt. 

Näheres über die Ausschreitungen, ihre möglichen Ursachen und die Geschichte der Familie Jacobus findet ihr unter Heymann Jacobus und die Krawalle von Schivelbein.