Brauchtum in Pommern zu Ostern

Wer sich wundert, warum die Oma aus Pommern in der Karwoche immer so eifrig geputzt hat, findet hier die Erklärung 🙂 Eine Zusammenstellung von Osterbräuchen in Pommern.

Ströme reinigenden Osterwassers

Osterwasser
Der Gang nach dem Osterwasser, Zeichnung von W.Stöwer (1) aus: Die Gartenlaube 1893

In Pommern war der Volksglaube der reinigenden und gesunderhaltenden Kraft des Osterwassers in besonders ausgeprägtem Maße verwurzelt. Als wundertätig, sogar als heilig galt zur Osterzeit jedes fließende Wasser. Ströme des reinigenden Elements, geschöpft in den Bächen und Flüßchen der Gemarkung flossen in der „stillen Woche“ durch die Häuser. Alles sollte blitzen und sauber sein zum höchsten Fest der Christenheit, selbst das Vieh in den Ställen wurde gewaschen oder wenigstens. mit dem Osterwasser besprengt. Das am Ostermorgen vor Sonnenaufgang stumm und mit geputzten Gefäßen „gegen den Strom“ geschöpfte. Wasser, das wortlos heimgetragen worden war, konnte als erster Trunk am Morgen Wunderkraft und segnende Wirkung haben. Wusch sich das junge Mädchen damit, wurde ihre Haut wie Samt und sie blühte in Schönheit und Gesundheit. — Die Burschen suchten die schweigenden Wasserholerinnen zu necken, zu erschrecken, damit sie juchzten oder lachten und dem Osterwasser damit die Wunderwirkung nahmen. Sie hatten sich mit wassergefüllten Gefäßen am Weg der Mädchen verborgen und spritzten oder gossen dieses mehr oder minder „segensreich“ auf die Schönen.

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Gibt es noch Osterwölfe in Pommern?

Osterwasser und das Stiepen sind bekannte Osterbräuche aus Pommern.
„Stiep Stiep Osterei
Gibst du mir kein Osterei
Stiep ich dir dein Hemd entzwei“

Im Atlas der Pommerschen Volkskunde von Karl Kaiser,  1936 erschienen,  wird über eine weitere typisch pommersche Ostersitte berichtet: Das Backen von Osterwölfen. An Ostern 1936 wären in Stralsund beispielswiese noch 5000-6000 Osterwölfe gebacken worden.
Nach den Beobachtungen von Karl Kaiser war das Backen der Osterwölfe verbreitet in Greifswald, auf dem vorpommerschen Festland und auf Rügen. Das Gebäck aus Semmelteig soll Wölfen ähneln, die alle Viere von sich strecken und ein aufgerissenes Maul zeigen.


Die Bilder stammen aus dem Atlas der pommerschen Volkskunde.
Einen ersten Nachweis über dieses Gebäck gibt es in einer Urkunde von 1451, da hatten die Bäcker einem Ratsmitglied, dem Zollbeamten „tho Paschen enen wulff“ zu liefern, laut einer Urkunde aus Stralsund 1558 gab es solches Gebäck an Neujahr.
Gibt es diese Sitte noch? Aktuelle Angaben dazu kann ich im Internet nicht finden.

Allen Lesern ein frohes Osterfest!

Quellen:
Atlas der pommerschen Volkskunde, Karl Kaiser, Textband
Handwoerterbuch des deutschen Aberglaubens:Mauer- Pflugbrot